Schwabinger Schick
Wohnungsneubau mit ungewöhnlichem Look
Der Baugrund, auf dem der Neubau in der Feilitzschstraße 7-9 steht, ist ein Ort mit Geschichte: Bis 2011 stand hier die legendäre Kneipe ,Schwabinger Sieben‘. Groß war die Entrüstung in der Szene, als es hieß, das Lokal müsse geschlossen werden. Schließlich war es eine Legende und von Künstlern und Spätachtundsechzigern hoch frequentiert. Alle Proteste halfen nichts, die ,Sieben‘ musste weg. Da grenzt es fast an bittere Ironie, dass ein Jahr später, kaum einen Meter unter dem ehemaligen Standort der Schwabinger Sieben, eine Fliegerbombe gefunden wurde, die nicht zu entschärfen war und gesprengt werden musste. Halb Schwabing wurde evakuiert, und das war gut so. Bei der Sprengung gingen in der Umgebung etliche Fensterscheiben und mehr zu Bruch. Tempi passati.
Heute steht auf dem Grundstück ein Neubau von Kupferschmidt Architekten (Bauherr: HIH Hamburgische Immobilien Handlung / brixx Projektentwicklung) mit einem Look, der durchaus ungewöhnlich ist. Aber hier, direkt an der Vergnügungsmeile Schwabings, inmitten eines Konglomerats aus Häusern der 60er, 70er und 80er Jahre sowie aus der Gründerzeit, kann der Neubau seine Wirkung entfalten. Der Wohnungsneubau schließt nun eine Baulücke, und es sind 34 Wohnungen auf 1.674 m² Baugrund entstanden.
Eine Loggienzone zwischen der Sichtbetonfassadenhaut und den Wohnungen ermöglicht den Bewohnern gleichermaßen Interaktion wie auch Rückzug vom Stadtleben. Die durchgängige Fassade ist vor allem durch ihr gestanztes Lochmuster charakterisiert, das zwischen den heterogenen angrenzenden Gebäuden vermittelt. Diese Lochungen mit unterschiedlichen Sturz- und Brüstungskanten verleihen dem Gebäude einen unverwechselbaren Charakter. Die Loggienverglasung erscheint rahmenlos und wirkt entmaterialisiert. Die Verwendung von durchgefärbtem Sichtbeton ist außergewöhnlich. Das versetzt angeordnete Lochmuster der Fassade setzt sich auch im Schrägdach fort; hier allerdings mit einer Titanzink-Rautentechnik, Schrägdachschiebefenstern und versetzt angeordneten Loggien.
Die Ladenzone im Sockel erscheint dank vertikal angeschnittener Betonelemente zwischen den Schaufenstern leichter als das darüber liegende orthogonale Raster. Die innovative Gestaltung der Fassade spiegelt die Entwurfshaltung fließender offener Wohnungsgrundrisse nach außen. Herkömmliche Trennungen einzelner Funktionen, wie Küchen und Bäder, werden aufgelöst und können variabel kombiniert oder zugeschaltet werden.
Im Hof hat das Haus zusätzlich einen querliegenden Flügel, der bis zur Bebauung an der Haimhauserstraße reicht. Das Wohn- und Geschäftshaus ist so ganz anders als seine Umgebung und fügt sich dennoch erstaunlich gut ein.
www.kupferschmidt.de