Lernort für Kreative
Denkmalgeschütztes Zeughaus wird zur Designfakultät
Der Prachtbau, 1861 bis 1865 im Maximilianstil im Stadtteil Neuhausen erbaut, diente zunächst als Zeughaus und beherbergte das Waffenarsenal der Bayerischen Armee. Der repräsentative Ziegelbau besteht aus einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln mit Kopfbauten. Nach diversen Nutzungen, unter anderem als Armeemuseum, wurde mit einem langen Planungsvorlauf die Umwandlung in ein Hochschulgebäude beschlossen. Der Auftrag ging an das renommierte Berliner Büro Staab Architekten, das zuvor schon den Bayerischen Landtag und das Maximilianeum umgebaut hatte.
Zunächst kamen die Arbeiten einem Rückbau gleich. Durch verschiedene bauliche Eingriffe war das Gebäude so verbaut, dass Flure teilweise im Nichts endeten. Wesentlicher Bestandteil des Entwurfs der Architekten war ein Erweiterungsbau, der als gläserne Halle in die Ehrenhalle implantiert wurde und sich über die Ziegelfassade der Rückseite des Gebäudes hinaus verlängert. Ein mehrfach gefaltetes Dach krönt den Pavillon und kragt über dessen Glasfassade aus. Der Pavillon dient als Foyer und Veranstaltungshalle oder Ausstellungsraum, oder generell als Forum und Treffpunkt. Die Mischung von historischer Bausubstanz und Neubauelementen ist mutig und sehr gelungen. Die Lage mit der Erweiterung auf der Rückseite bietet auch eine ideale Verbindung zum in Richtung zur Schwere-Reiter-Straße liegende zukünftige Areal des Kreativquartiers. Die Umbauarbeiten waren so komplex, dass sie vier Jahre in Anspruch nahmen.
Das Raumprogramm, das hier untergebracht werden musste, erstreckt sich vom Keller über das Erdgeschoss, ein Zwischengeschoss und ein Obergeschoss. Auf 5.200 m² Nutzfläche mussten Werkstätten, Fotolabore, Büros, ein großer und ein kleiner Hörsaal, Studien- und Projekträume, eine Bibliothek und zwei Großraumbüros für die Professoren untergebracht werden. Knapp 500 Studierende kann das Gebäude aufnehmen. Zur besseren Erschließung und zur Abkürzung der Wege verband Staab den linken und den rechten Flügelbau mit einer offen durch den Raum geführten Brücke und verkürzte so die Wegstrecken in dem fast 150 m langen Gebäude. Die wieder geöffneten Sichtachsen schaffen Verbindungslinien zwischen Alt- und Neubau. Die weiß getünchten Wände des Altbaus und die rohen Materialien, auf die man im Neubau setzte, treten in Dialog miteinander. Ein rustikaler Dielenboden, Einbaumöbel aus graubraunen, zementgebundenen Holzwerkstoffplatten und rohe Aluminiumoberflächen an Brüstungen und Türen stehen im Kontrast zu dem historisierenden Altbau. Die Gesambaukosten beliefen sich auf 62 Millionen Euro.
www.staab-architekten.com
(Erschienen in CUBE München 04|20)
Architekten:
Staab Architekten
www.staab-architekten.com
Freiraumplanung:
Levin Monsigny Landschaftsarchitekten
www.levin-monsigny.com
Haustechnik:
Obermeyer Planen + Beraten
www.opb.de
Elektroplanung, Förder- und Kommunikationstechnik:
Koscheinz & Partner
www.koscheinzundpartner.de
Fassadenrestauration:
Steinwerkstatt
www.steinwerkstatt-regensburg.de
Holzboden:
Weiss GmbH
www.weiss.at
Geschliffener Terrazzoboden:
Pupeter
www.pupeter-der-boden.de
Möbel-Holzwerkstoff (Zementgebundene Spanplatte):
Viroc - Investwood
www.viroc.pt
LED-Leuchten:
Selux
www.selux.com
Leuchten Pavillon:
IGuzzini
www.iguzzini.com
Pfosten-Riegel-Fassade, Fensterprofile (Pavillon), Rohrrahmentüren:
Schüco
www.schueco.com
Türbeschläge:
FSB
www.fsb.de
Brandschutz-Fensterprofile:
Wicona
www2.wicona.com
Schiebetürsystem (Pavillon):
Soreg
www.soreg.com
Blendschutz:
Durach
www.durach.com
Fotos:
Oliver Jaist
www.oliverjaist.com