Holz erlebt ein Comeback
Ein innovatives Mehrfamilienhaus aus Holz in Schwabing
Das erste innerstädtische Passivhaus in Holzbauweise Deutschlands steht in der Münchner Rheinstraße. Die GBW-Gruppe als Bauherr war so mutig, ein Mehrfamilienhaus aus Holz in Auftrag zu geben. zillerplus Architekten und Stadtplaner waren das planende Büro – eine gute Wahl, da Architekt Michael Ziller eine Schreinerlehre absolviert hat und sich mit dem Baustoff Holz bestens auskennt.
Im Zuge einer Nachverdichtungsmaßnahme wuchs der Bau in einem Hinterhof zwischen Rhein- und Mainzer Straße, die Fläche war bisher für Garagen genutzt worden. Nun steht hier ein 4-geschossiges Haus mit 10 Wohnungen und einer Wohnfläche von 983 m2. Im obersten Geschoss liegen zwei Dachterrassenwohnungen. Alle Wohnräume sind nach Süden ausgerichtet und haben größtenteils eine raumhohe Verglasung, sodass das Tageslicht die Räume durchfluten kann und in der kalten Jahreszeit eine passive Wärmegewinnung möglich ist.
Die Vorteile des Baumaterials sind vielfältig und liegen auf der Hand: Holz ist ein ökologisches, umweltfreundliches Material, es ist natürlich und dem Menschen vertraut, es schafft eine warme Atmosphäre, es ist ein CO2-Speicher, und es kann zu 100 % rückstandsfrei entsorgt werden. Und damit nicht genug: Vergleicht man einen Massivbau mit einem Holzbau werden auch noch andere Vorteile sichtbar: Holz hat einen höheren Dämmwert als Stein und trägt so ebenfalls zur Passivbauweise bei. Wände und Decken sind aus 14 cm dickem Brettschichtholz. Eine 15 m2 große Solarthermie-Anlage auf dem Dach rundet das ökologische Gesamtkonzept ab.
Insgesamt wurden hier 360 Kubikmeter Holz verbaut. Die Fichten- und Tannenbäume stammen aus einheimischen Wäldern. Das naturbelassene, unbehandelte Holz hat eine Lebensdauer von 100 Jahren und muss nicht nachbehandelt werden. Der Geruch des Holzes wird als angenehm empfunden und die Raumakkustik ist naheliegender Weise einem Gebäude aus Beton ebenfalls überlegen.
Die Planung eines Holzbaus bedarf einer exakten Vorbereitung, da die großen Bauteile von Zimmerern vorgefertigt werden. Der höhere Zeitaufwand bei der Vorfertigung wird am Standort des Neubaus wieder wett gemacht, da der Aufbau wesentlich schneller vorangeht als bei Massivbauten – und ein weiterer erfreulicher Zusatzeffekt ist natürlich, dass die Lärmbelästigung auf der Baustelle für die Umgebung erheblich geringer ist. Einzig das Treppenhaus und das Fundament sind aus Beton, hier ist der Stein dem Holz überlegen. Hat Holz also nur Vorteile? Sieht ganz so aus: Sogar der Brandschutz ist durchdachter als bei einem Massivhaus – und es gibt sogar bereits Hochhäuser aus Holz. Es wäre wünschenswert, dass dieses Beispiel Schule macht und wieder mehr Holzbauten in unsere Städte einziehen.
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Architekten:
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Foto:
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