Anbau mit Auszeichnung
Aufwertung eines Siedlungshauses aus den 40er Jahren
Ein ungewöhnlicher Anbau an ein ehemals recht ausdrucksloses Siedlungshaus aus den 40er Jahren ist den Architekten Haack und Höpfner mit diesem Projekt in Laim gelungen.
Um dem Wunsch des Bauherrn nach mehr Raum, einer energetischen Verbesserung, puristischen Ästhetik und erhöhtem Einbruchschutz gerecht zu werden, wurde dem Bestandsgebäude ein minimalistisches Hausvolumen mit identischem Querschnitt als eine Art abstrakte Interpretation des Bestandgebäudes vorgestellt. Lediglich eine schmale Glasfuge setzt die beiden Häuser, die zu einem einheitlichen Ganzen verschmilzen, voneinander ab. Dank dieser Maßnahme wird der Altbau, der zugleich umfangreich saniert wurde, auf eine besonders dezente Weise dominiert und aufgewertet. Der Anbau selbst ist durch eine über die gesamte Außenfront fortlaufende Verglasung vom Bestand abgesetzt und besticht durch seinen einheitlichen, nahezu monolithischen Habitus.
Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung des funktionalen, stringent reduzierten Entwurfs lag zum einen in der Integration der Kellertreppe des Bestands in den neuen Baukörper, zum anderen auch in der Belichtung und Belüftung. Hinzu kamen zahlreiche Detailabstimmungen, die besonders die Fassade und das Lamellenscreen betrafen.
Der moderne 2012 realisierte Anbau dient als Erweiterung der Wohnräume im Erdgeschoss, die über große Öffnungen und eine Stufe mit dem neuen Wohnraum verbunden sind. Zusätzlich verbindet eine Glasbrücke die beiden Häuser im Obergeschoss, wo sich ein geräumiges Schlafzimmer befindet, das vom Altbau erschlossen ist. Eine dem Hausprofil folgende dreifach Verglasung zwischen Neu- und Altbau ermöglicht eine Belichtung in die Tiefe des Gebäudes und macht den baulichen Eingriff zum alten Gebäude ablesbar.
Während die seitlichen Wände und das Dach mit anthrazitfarbenen Faserzementplatten verkleidet sind, ist die Giebelfassade nahezu vollständig verglast und mit einem homogenen Screen aus horizontal gelagerten weißen pulverbeschichteten Quadrathohlprofilen aus Aluminium verkleidet. Dieser Screen, der von außen als Sicht-, Blend- und Sonnenschutz dient, fungiert von innen als Raumabschluss. Durch diesen Kunstgriff ergibt sich ein im Tagesverlauf und jahreszeitlich wechselndes Licht- und Schattenspiel im Innenraum. „Das grafische Lichtspiel durch die Giebelseite ist wie ein Kunstwerk. Es wechselt mit dem Verlauf der Sonne im Tagesgang und mit den Jahreszeiten. Da braucht man keine Bilder mehr an den Wänden,“ so ein Besucher der Bauherren.
In den Raum zwischen Glasfassade und Aluminiumkonstruktion ist im Obergeschoss ein kleiner Balkon integriert. Vor diesem ermöglicht ein motorisch geregelter Falthebemechanismus eine abstrakte Fensteröffnung. Im Erdgeschoss ist der Screen in fünf Felder aufgelöst, deren mittlere drei Felder schienengeführt hinter einem Klappfeld in einen Bahnhof geparkt werden können. Auf diese Weise ist es möglich, die Fassade bedarfsweise zu öffnen und so dem Bedürfnis nach Offenheit, Blendschutz und Durchlässigkeit flexibel und spielerisch gerecht zu werden. Die puristisch strenge Fassade wird so lebendiges Abbild des Familienlebens im Alltag.
www.haackhoepfner-architekten.de
Architekten
Haack + Höpfner.Architekten
www.haackhoepfner-architekten.de
Fotos
Haack + Höpfner.Architekten