Kunst und Architektur
Ein interdisziplinärer Prozess erschafft ein besonderes Gebäude
Das Grundstück der Bauherrin besticht zwar durch die urbane Lage in Lindenau, hielt aber gerade deswegen einige Herausforderungen bereit. Das eigentlich gewünschte Einfamilienhaus war hier nicht erlaubt, der Baugrund schlecht und die Ecklage in der Blockrandbebauung bedeutete eine schwierige Belichtungssituation durch die Gebäudetiefe. Durch die gute Kommunikation mit der Bauherrin und die prozesshafte Entwicklung des Entwurfs ist es dem Architekturbüro Studiogold dennoch gelungen, sowohl die städtebauliche Situation zu bereichern als auch das „Eigenheimgefühl“ von Großzügigkeit und Intimität inmitten des städtischen Kontexts zu ermöglichen.
Nach Austausch des Baugrunds und neuer Flächengründung wurde der Baukörper errichtet, der sich am gegenüberliegenden Nachbarhaus mit Satteldach und Giebel zur Straßenseite orientiert. Im Erdgeschoss befindet sich eine Gewerbeeinheit, im 1. Obergeschoss zwei Mietwohnungen. Darüber sitzt quasi das „Einfamilienhaus“ der Bauherrin. Durchdachte räumliche Situationen wie die offene, sieben Meter hohe Wohnhalle kompensieren durch ihre Großzügigkeit die Gebäudetiefe ebenso wie die daran angepasste Grundrissgestaltung und die ausgeklügelte Lichtplanung. Großer Wert wird auf besondere Gestaltungselemente gelegt wie der zentrale Kamin, maßgeschneiderte Einbauten, die geschickte Anordnung der Fenster und Schaffung qualitätsvoller Außenräume durch Loggien.
Unverwechselbar wird das Gebäude aber durch das Zusammenspiel von Kunst und Architektur. Während des Entwurfs wurde der Künstler Christian Schmit zur Umsetzung von Metallarbeiten eingebunden. Am Anfang war lediglich eine kleine Arbeit am Eingangstor angedacht, dann wurde aber im interdisziplinären Austausch deutlich, dass sich das künstlerische Thema der „verzweigten, wachsenden bzw. lebendigen Form“ über das gesamte Gebäude erstrecken könnte. Die Bauherrin war von dieser Idee so angetan, dass ein Gesamtkonzept entwickelt und alle Zweifel wegen der Mehrkosten zerstreut wurden. Der Metallbildhauer gestaltete die Tore und Geländer aus rohen Stahlrohren, die gebogen und verschweißt wurden. Anschließend standen sie rund drei Monate im Freien, um Rost zu entwickeln, und zuletzt wurde der Stahl mit Wachs überzogen und so die Patina konserviert. Die Fassade nimmt sich in ihrer Farbigkeit zurück. Die klare Architektursprache steht im spannungsreichen Dialog mit den künstlerischen Elementen.
www.studiogold.eu
www.christianschmit.de
Fotos:
Stefan Schanzenbach
stefanschanzenbach.tumblr.com/
(Erschienen in CUBE Leipzig 01|21)
Architekten:
Studiogold
www.studiogold.eu
Kunst am Bau (Geländer, Tore, Skulptur):
Christian Schmit
www.christianschmit.de
Rohbau:
Hans Fuchs Bauunternehmen
www.hans-fuchs.de
Dach:
Kunert Dächer und Bau
www.kunert-daecher.de
Bäder:
Waterroom
waterroom-bader-wohnen-wellness.business.site
Fenster (Alu):
DS Metallbau
www.dsmetallbau-gmbh.de
Fassade:
San-Tec Hochbau
www.san-tec-hochbau.de
Installation Elektrotechnik und Leuchten:
Dunkel Elektronik
www.dunkelelt.de
Maler und Tapeten:
Steffen Pleier Malerwerkstatt
www.malerwerkstätten.com
Tischlerei Einbauschränke:
Uwe Pantzer
www.tischlermeister-pantzer.de
Tischlerei Innentreppe:
Uwe Pantzer & Ralf Kleeberg
www.tischlermeister-pantzer.de
Tischlerei Bodenbeläge:
Parkett Schattke
www.parkett-schattke.de
Tischlerei Innentüren:
Tischlerei Rösler
www.tischlerei-rösler-nobitz.de