Klar, heiter und entspannt
Verblüffende Raum- und Lichtqualitäten prägen dieses neue Zuhause für eine Familie
Die Bauherren, eine vierköpfige Familie im Nordwesten Hamburgs, wünschten sich für ihr neues Zuhause einen Holzbau mit der heiter-entspannten Einfachheit nordischer Ferienhäuser und der nüchternen Klarheit nordischer Gehöfte. Die beiden Architekten Marc-Philip Reichwald und Peter-Karsten Schultz entwickelten eine winkelförmige Anlage aus zwei eingeschossigen Häusern – dem Wohnhaus und dem Schlafhaus.
An Nord- und Ostgiebel zeigt sich das Gebäude fensterlos. Am Westgiebel zieht sich die Lattung der Fassade über die Haustüre, sodass die eigentümlich losgelöste Giebelwand zum Eingangszeichen wird. Hier wirkt das Gebäude wie zwei zusammengerückte, kleine Ferienhäuser. Im Gegensatz dazu überrascht auf der Gartenseite der große, zusammenhängende Hof im Inneren durch seine Höhe, Länge und Offenheit. Der Zugang erfolgt über das lange, schmale Wohnhaus geradewegs in die zentrale Giebelhalle mit der Staffelung von Küche, Ess- und Wohnbereich in einem nur 3,60 m breiten, aber 11,70 m langen und bis zu 4,60 m hohen Raum. Der offene Giebelraum bleibt nahezu überall frei sichtbar und prägt das Raumgefühl ebenso wie der durchgängige robuste, weißgraue Gussasphaltboden. Für Rohbau, Fassade, Dach und Teile des Innenausbaus war der Holzbauspezialist Christian Stolz verantwortlich.
Die Küche wurde passend zum Charakter des Hauses entworfen. Alle Schränke und Geräte verschwinden bündig eingelassen in der Wand. So bleibt einzig ein Küchenblock raumbestimmend als zentraler, vielfältig nutzbarer Ort übrig. Möbel, Wände und Fliesen greifen Farbe und Materialität des Bodens auf, was eine intensive, zwischen perliger Glätte und grober Rauigkeit changierende Haptik in das Herzstück des Gebäudes bringt. Schiebefenster und Oberlicht sorgen für eine differenzierte Tageslichtstimmung. Im offen gestalteten Essbereich entsteht durch zwei gegenüberliegende, leicht versetzte Schiebetüren das Gefühl, geschützt zwischen Terrasse und Wiese draußen zu sitzen. Im zurückgezogenen Wohnbereich am Ende der Giebelhalle steuert lediglich ein Oberlicht das Tageslicht. Das eigentümliche Spiel der Dimensionen geht im Schlafhaus weiter: Der 12 m lange, mit Seekieferplatten verkleidete Flur wird durch seinen geringen Querschnitt zur Holzröhre, an deren Ende sich das Schlafzimmer bis zu einer Höhe von 5,30 m aufweitet. Erscheint das Gebäude auf den ersten Blick geradezu simpel, entfaltet sich doch eine hohe, verblüffende Komplexität an immer wieder neuen Raum- und Lichtqualitäten.
www.reichwaldschultz.de
Architekten:
Reichwaldschultz
www.reichwaldschultz.de
Küchenbauer:
Meiro Design
www.meiro-design.de
Gussasphalt:
Gußasphalt Maeske
www.maeske.de
Statik:
Ingenieurbüro Frank Czernitzki
Telefon: 04841-665740
Fotos:
Marcus Ebener