Harmonischer Raumgewinn
Moderner Anbau für ein historisches Haus
Kaum zu glauben, was aus dem historischen Wohnhaus, das in den 1920er-Jahren erbaut wurde, geworden ist. Zumal es bei der Kernsanierung und der Entwicklung eines Erweiterungsbaus zahlreiche Vorschriften zu beachten galt. So unterlag das Gebäude, das von zahlreichen Bauhaus-Einflüssen geprägt ist und nur über wenige Ornamente verfügt, dem Bestandsschutz, was bedeutet, dass die Optik des Hauses in der Straßenansicht nicht verwässert werden durfte. Darüber hinaus liegt circa ein Drittel der Gartenfläche im Einflussbereich der Denkmalschutzbehörde. Mit anderen Worten: Auch wenn eine größere Grünfläche dem Bauherrn gehört, darf dieser die Begrünung dort nicht ohne behördliche Zustimmung markant verändern.
Ein enges Gefüge also, das das beauftragte Büro Schwarzdesign, das aus Designern und Architekten besteht, bei der Entwicklung des Entwurfs nicht außer Acht lassen durfte. „Was uns sehr geholfen hat, ist die Tatsache, dass die Behörde unsere Idee, gartenseitig einen bewussten optischen Kontrast zum Altbau zu setzen, unterstützt hat“, sagt Christof Schwarz, Geschäftsführer von Schwarzdesign. Und so ist ein Neubau entstanden, der über rund 76 m² Nutzfläche verfügt, und zwei Dachterrassen bietet. Dabei wurde das Baufenster noch nicht einmal vollständig ausgenutzt. „Wir wollten den historischen Baukörper nicht überlasten, sondern vielmehr sensibel mit dem historischen Erbe umgehen“, erklärt Schwarz.
Die Konstruktion des Neubaus ist eine Holz-Rahmenbauweise mit einer Art Sandwich-Wandkonstruktion. Die vorgehängte Fassade besteht aus Resysta-Latten, einem neuartigen Recyclingprodukt, das größtenteils aus Reishülsen besteht und zahlreiche Möglichkeiten bietet. So können die Latten je nach Bedarf eigenständig beschichtet, aber auch naturbelassen verwendet werden. „Damit unsere Hülle nicht gleich wie ein typischer Neubau ohne Leben erscheint, haben wir die Latten mit drei Farbnuancen beschichtet, sodass die Oberfläche sehr lebendig wirkt“, erzählt Schwarz. Auch im Innenraum wurde das Konzept der homogenen und natürlichen Oberflächen umgesetzt. Neben groben Portoschiefer-Bodenplatten kamen Eichenhölzer mit Astlöchern zum Einsatz. Dabei setzen die schwarzen Steinschwellen einen grafischen Akzent und zeigen die klaren Übergänge vom Alt- zum Neubau. Im Erdgeschoss des historischen Hauses sind neben der neuen Küche ein zweiter Essbereich sowie eine kleine „Homeoffice“-Nische untergebracht, während das eigentliche Esszimmer nebst sehr großzügigem Wohnzimmer inklusive eines dreiseitig verglasten Kamins im Neubau zu finden ist. In den Obergeschossen befinden sich die Schlafräume der Familie. Aus dem neu ausgebauten Spitzboden ist der familiäre Lounge- und Atelierraum geworden, der den Zugang zur obersten Dachterrasse ermöglicht, und eher als skandinavischer Entwurfsstil zu verstehen ist: Die alten Dielenbretter sind wellig, derbe und nur leicht geschliffen, danach deckend farbig lackiert.
Im Bereich der Garten- und Landschaftsgestaltung wurden alle Pflasterflächen und Stufenanlagen auf die Architektur abgestimmt. So setzen beispielsweise die geschwungenen Pflasterwege einen guten Kontrast zur kantigen Architektur. Im Vorgarten präsentiert sich der Bodenbelag eher „historisch“, wobei der leicht gerundete und mehrfarbige Stein dezent verspielt wirkt. Im Gegensatz dazu ist die moderne Südterrasse auf der Gartenseite mit großformatigen Betonplatten in einem leichten Grau sehr minimalistisch gehalten.
www.cschwarz.de
Architekten:
Schwarzdesign
www.cschwarz.de
Neubau – Rohbau (komplett):
H.H. Hense Hausbau
www.hense-hausbau.de
Altbau – Rohbau, Maurer, Trockenbau, Maler, Parkett, Elektrik:
Lukas Bauunternehmung
Dach:
Wrage Dachdeckerei
Küche:
Küchen Aktuell
www.kuechen-aktuell.de
Kaminbauer:
Lothar Spitzke
www.spitzke-ofen.de
Garten:
Thestorf
www.thestorf.de
Fotos:
Tobias Habermann
www.tobiashabermann.com