Ein Beitrag zur Baukultur
Aufsehenerregende Aufstockung einer Villa
Das unweit der Alster auf der Uhlenhorst gelegene Stadthaus am Mundsburger Damm hat bewegte Zeiten hinter sich. Das Gebäude wurde 1880 als Wohnhaus mit Arztpraxis errichtet. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es wieder aufgebaut und erlebte dann ganz unterschiedliche Nutzungen, die im weitesten Sinne dem temporären Wohnen dienten: Auf das Hotel Regent folgte ein legendäres Bordell und nach dessen Schließung wurde das Gebäude als Wohnheim für Asylbewerber genutzt. Entsprechend den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Nutzer wurde das Stadthaus innen mehrfach umgebaut und dabei seine historische Struktur zerstört. Lediglich die Fassade blieb überwiegend unangetastet und war noch erhaltenswürdig.
Welch ein Glück, dass der neue Besitzer das alte Haus nicht einfach hat abreißen lassen, was erlaubt gewesen wäre. Stattdessen legte er großen Wert auf den Erhalt der schönen Fassade und wünschte sich dazu eine sehr moderne Ergänzung der Villa.
Die Architekten Nina und Stephan Schmid entwickelten mit einem ganzheitlichen Ansatz das Gebäude insgesamt weiter. Im respektvollen Umgang mit Alt und Neu entstand ein Spannungsbogen, der ein neues Ganzes mit symbiotischem Charakter entstehen lässt. Wie eine Klammer umfasst die Aufstockung seitlich auch den Altbau und verbindet beide in einer großen Geste. In Materialität und Farbe sind Neu und Alt fein abgestimmt. Die Verglasung im neuen Bereich weist einen leichten Versatz auf, der auf die Erkerausbildung der historischen Fassade reagiert und auch deren Fensterteilung aufgreift. Rhythmus und Harmonie der einzelnen Elemente sind mit Könnerschaft austariert.
Durch die seitliche Erweiterung war es möglich, Grundrisse zu entwickeln, die den heutigen Anforderungen gerecht werden, ohne den Charme der alten Bausubstanz mit entsprechenden Deckenhöhen zu verlieren. Gemäß Bebauungsplan sind im Erdgeschoss und Untergeschoss Gewerbeflächen und in den Obergeschossen Wohnungen entstanden, allesamt „Wohnungsunikate“, die sich durch einen jeweils speziellen Charakter unterscheiden.
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Architekten
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Fotografie
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