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Weißer Formengeist

Eine Werkretrospektive zu Richard Meier im Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Geometrisch konstruiert und strahlend weiss, in leichter Schwebe und abstrakter Materielosigkeit... mehr
Geometrisch konstruiert und strahlend weiss, in leichter Schwebe und abstrakter Materielosigkeit treten die Bauten ihrem Betrachter entgegen. Losgelöst von ihrer Umgebung, darf sich nur das Sonnenlicht in ihrer visuellen Erscheinung brechen. Das macht sie sehr fotogen – und auch ganz modern. Mehr noch: In ihrer ganzen Reinheit und Abstraktheit scheinen sie geradezu der Inbegriff dessen zu sein, was gemeinhin unter „Moderner Architektur“ verstanden wird. Tatsächlich hat Richard Meier (*1932) nie einen Hehl aus seinen Vorbildern gemacht: Die klassisch-heroische Moderne der 1920er und -30er Jahre, insbesondere das Werk Le Corbusiers, ist der Haupt­referenzpunkt seines Schaffens, das heute mehr als 250 globale Projekte und zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Pritzker-Preis und den Praemium Imperiale umfasst.

In den 1960er und 1970er Jahren sind es zunächst vor allem Villenbauten an der amerikanischen Ostküste, mit denen sich der Architekt, der 1963 sein eigenes Büro er­öffnet, einen ersten Namen macht: Auf das noch horizontal entwickelte, jedoch bereits ganz in Weiß ausge­führte Haus für seine Eltern in Essex Fells folgen das senkrecht organisierte Smith House und Saltz­man House – beides zwei äußer­lich viel­an­sich­tige, räumlich dynamisch gefügte Kompositionen, die unerwartete, oft über zwei Etagen geführte Ausblicke auf die Meereslandschaft der Ost­küste eröffnen. Den Höhepunkt in dieser frühen Häuser­serie bildet sicherlich das 1971 an den Ufern des Lake Michigan reali­sierte Haus Douglas: Zu der Villa, die auf einem massiven Fundamentblock an einem Steilhang ruht, gelangt man über eine Fußgängerbrücke, die zu einer Art Kommandoplattform führt. Die Treppen­anlage, die die fünf Ebenen des Hauses auf der verglasten Seeseite miteinander verbindet, kreiert eine Reihe von „architektonischen Situationen“ – von Etage zu Etage ergeben sich ganz indi­vi­duelle Aus-, Ein- und Durchblicke. Die beiden außenliegenden Schornsteine aus Stahl behaupten dabei den mit der Natur kontras­tierenden Maschinen-Charakter der Architektur. Nicht von ungefähr wird das Haus gerne mit einem Raumschiff verglichen.

Als sich Richard Meier 1957 im Büro von Le Corbusier wegen einer Anstellung vorstellte (die er jedoch nie bekam), hätte er sich wohl nie erträumen lassen, dass er schon ein Vierteljahrhundert später einige herausragende Museumsbauten Europas entwerfen würde. Beginnend mit dem Frankfurter Museum für angewandte Kunst Ende der 1970er Jahre demonstrierte Meier, wie sehr sich seine moderne Architekturauffassung mit dem komplexer verwobenen städtebaulichen Kontext der europäischen Stadt verknüpfen lässt. Das hinter einem Park großzügig zurück­tretende Museumsgebäude bezieht die historische Villa Metzler in seine Komposition mit ein. Sowohl in den Volumen, als auch in der Fassadenrasterung orientiert es sich an dem Bestandsgebäude aus dem 18. Jahrhundert. Durch seine Rampen­erschließung und zwei gegeneinander verschobene Grundraster erschafft es aber auch einen einzig­artigen, collage­artig zusammen­gefügten Museumsraum, der immer wieder überraschende Ein- und Ausblicke in seine Sammlungen eröffnet.
Weitere Museumsbauten sollten folgen: 1992 das Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona sowie das Ulmer Stadthaus, 2002 das Frieder Bur­da-Museum in Baden-Baden wie das Ara Pacis-Museum Augustinum in Rom. Fulminanter Höhepunkt ist sicher das 1984-97 nach und nach realisierte Getty Center in Los Angeles: Mit Ausblick auf Santa Monica und Hollywood im­plan­tierte Meier einer Hügel­kette ein in­ein­ander gefügtes Museumsforum mit landschaftlich gestalteten Terrassen­gärten – eine Stadt über der Stadt, wahrscheinlich der größte Einzelauftrag, der jemals an einen einzelnen Architekten in den USA übergeben wurde. Daneben realisierte Meier auch eine Reihe von kommerziellen Projekten – in Deutschland mögen dafür exemplarisch die Weltstadthäuser stehen, die er für das Bekleidungsunternehmen Peek & Cloppenburg 2001 in Düsseldorf und 2007 in Mannheim realisierte oder auch die Hamburger Coffee Plaza

Auch wenn im Umfang und Maßstab kaum mit dem Getty vergleichbar, darf Meiers Arp Museum oberhalb des alten Bahnhofs Rolandseck als einer seiner wichtigen Museumsbauten jüngerer Zeit angesehen werden. Das nach über fünfzehnjähriger Planungszeit 2007 eröffnete Museum besticht durch seine radikale Konzeption aufeinanderfolgender Ausstellungsräume: Selbst die Verbindungsgänge, die den Besucher vom Bahnhofsaltbau auf das Niveau des Museumsneubaus bringen, stehen im Dienste der Kunst. Zugleich ergibt sich ein eindrücklicher Dialog zwischen der Architektur und Landschaft mit deutlichen Bezügen zur romantischen Umgebung der Rheinburgen.

In einem Bau von Meier eine Ausstellung über Meier zu zeigen, hat seinen besonderen Reiz. Die fünfzehn ausgewählten, ausführlich in Fotografien, Skizzen, Zeichnungen und Modellen präsentierten Projekte exemplifizieren Grundthemen seiner Architektur: Um den Ort, die Farbe und das Licht, Proportionen und den Weg geht es dabei, schließlich auch um einen spezifisch historischen Kontext, in dem sich Meiers Architekturschöpfungen entwickelt haben: Als federführendes Mitglied der „New York Five“ steht er für eine kontextbezogene Moderne. Seine komplexen Formenkompositionen setzen sich mit dem ganz spezifischen Ort auseinander - wo auch immer auf dieser Welt.

Richard Meier. Building as Art
Bis zum 3. März 2013 im Arp Museum Bahnhof Rolandseck.

www.arpmuseum.org
Museum Arp Museum Bahnhof Rolandseck www.arpmuseum.org Architekt Richard Meier... mehr

Museum

Arp Museum Bahnhof Rolandseck
www.arpmuseum.org

Architekt

Richard Meier
www.richardmeier.com

Fotos

Laura Padgett
www.scottfrances.com
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