Versteckte Schrägen
Wie trotz restriktivem Bebauungsplan ein modernes Domizil entsteht
Es klingt fast nach einer Quadratur des Kreises: Die Bauherren wünschten sich ein Haus mit einer möglichst kubistischen und modernen Anmutung. Doch der Bebauungsplan strebt mit sehr restriktiven Festsetzungen einen eher klassischen Baustil an. Daher entwarf die Architektin Simone Neubauer ein Gebäude aus verschiedenen Baukörpern, die als Kuben Flachdächer und geneigte Dächer miteinander verbinden, und sich so von dem Villenstil der Umgebung abheben.
Um im Innern eine räumliche Spannung zu erzeugen, entschied sich die Architektin, in manchen Bereichen die Architektur des rechten Winkels aufzubrechen: Einige Elemente wie der Eingangsbügel, die Treppe und der in die Küche eingeschobene Hauswirtschaftsraum in Form einer Box sind um 10 Grad verdreht. Für Transparenz und Offenheit sorgen bei dem modernen Familiendomizil großzügige, meist raumhohe, gradlinige Fenster. „Die Bauherren wollten ein Haus, das Gastfreundschaft ausstrahlt“, erläutert die Architektin. Passend zum Geist der Gastlichkeit findet sich im Haus auch ein großer offener Koch- und Essbereich für Familie und Freunde.
Innen wie außen bilden diverse Variationen von Grau- und Beigetönen einen dezenten Hintergrund für farbige Möbel, Leuchten, Kunst, persönliche Bilder oder Dekoration und setzen diese wirkungsvoll in Szene. Um den Raumfluss zu unterstützen, wurde im ganzen Haus am Boden, auf der Kellertreppe und teilweise an den Wänden im Bad eine fugenlose Spachtelmasse (Pandomo) gewählt. „Die Bauherren waren von unserer Idee begeistert, zumal sie keinen ‚alltäglichen‘ Bodenbelag wie Parkett oder Teppich haben wollten. Außerdem haben wir eine Dramaturgie der Gegensätze bei den Formen und Materialen erzeugt“, erläutert Neubauer ihre Arbeit. Kühle trifft hier auf Wärme, Funktionalität auf Gemütlichkeit, schwebende auf geerdete Elemente oder auch Edelstahl auf Holz. In der Küche beispielsweise besteht die Küchenzeile aus Edelstahlfronten. Kontrastierend dazu: der Küchenblock mit seinen warmen Echtholzfronten und dem durchlaufenden Furnier. Einen harmonischen Gegensatz bilden hier auch die weiche Stoffleuchte in Beerenfarbe und die Edelstahldunstabzugshaube.
Fast wie ein Kunstwerk erscheint durch das Prinzip der ausgesuchten Kontraste die Faltwerktreppe im Eingangsbereich. Obgleich es sich hier um eine harte Betontreppe handelt, wirkt sie optisch leicht und schwebend. Möglich wurde dies durch den Hochleistungsbeton, den die Architekten verbauen ließen. Einen weiteren Akzent setzt der pinkfarbene, barocke Sessel vor der Treppe. Highlight im Obergeschoss ist ein offenes Atrium. Dieses ermöglicht nach der Sauna in einem geschützten Bereich frische Luft zu schnappen. Außerdem lässt sich die Glasfaltwand des Schlafzimmers komplett öffnen. So entsteht der Eindruck, dass man im Freien schläft.
www.umbauter-raum.de
Architekten
Architekturbüro Umbauter Raum
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Fotos
Christoph Tempes
www.tempes.net
Elektrik
Elektro Buchmann
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Lichtplaner
Multiline
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Faltwerktreppe
Ducon Europe
www.ducon.de
Bodenbelag
Pandomo / Ardex
www.ardex-pandomo.com
Küche
Bulthaup Frankfurt
www.bulthaup-berlinerstrasse.de