Im Rhythmus der Baukörper
Drei Architekten beginnen am Kulturcampus mit einem Vorzeigeprojekt
Das erste Gebäude, das auf dem riesigen Areal „Kulturcampus“ 2015 fertiggestellt wurde, ist ein Wohngebäude. Die ABG Holding Frankfurt, die städtische Baugesellschaft, hatte im Herbst 2010 neun Architekturbüros zu einem anonymen Gutachterverfahren eingeladen: Ein städtebaulich und architektonisch hochwertiger Vorentwurf für Wohnbebauung im Passivhausstandard auf dem großen Parkplatz am nördlichen Ende des Kulturcampus-Gebiets war die Aufgabe. Für die Bauherrschaft stand dabei von vornherein fest, dass die Ausführungsplanung von drei Büros fortgesetzt werden sollte. Bei ihrer Auftragsvergabe richtete sich die ABG nach dem Urteil der Jury, die den 1. Preis an happarchitecture vergeben hatte. Entscheidend für den Sieg war die klare Ablesbarkeit einzelner Häuser in Anlehnung an die gegenüberliegenden Altbauten. Der zweite Platz ging an Stefan Forster Architekten, der dritte an Karl Dudler Architekten.
So kam es, dass der Kuchen unter den drei Baumeistern aufgeteilt wurde: Gewinner Jens Jakob Happ ist für das L-förmige Stück, das von der Sophien- in die Gräfstraße abknickt, verantwortlich und darüber hinaus für die Tiefgaragenvorplanung und den Supermarkt im Erdgeschoss. Stefan Forster biegt ebenfalls um die Ecke, von ihm stammt die Planung für den Bauteil, der in Richtung der Bockenheimer Warte zeigt, die lange Seite verläuft parallel zum historischen Straßenbahndepot. Das Ensemble wird (fast) geschlossen durch den Riegel, der dem Drittplazierten, Karl Dudler, übertragen worden ist. Entlang der denkmalgeschützten Druckerei verläuft sein Trakt zurück bis zur Sophienstraße. So entstand ein großzügiger Hof, eine Oase mit Wasserlauf, die die sonnigen Gartenbalkons umso attraktiver macht. Der Komplex mit 197 Einheiten in elf Häusern war rasch vollständig bezogen. Dazu trugen neben der hervorragenden Lage sicher auch die geringen Betriebskosten durch die Passivhausbauweise bei.
Bei dem hier beschriebenen Objekt von happarchitecture machen die plastische Ausbildung der Baukörper und die kräftigen Vertikaleinschnitte im Rhythmus von ca. 20 m auf einem durchgängigen Sockel die Hausparzellen ablesbar, innerhalb der Blockstruktur wird das einzelne Haus zum Maßstab. Die Fassadengestaltung der vier Häuser in dem beschriebenen Gebäudeteil setzt die Tradition reich gegliederter Putzfassaden im Sinne einer Ensemblebildung fort. Durch die Anknüpfung an den städtebaulichen Kontext und die gelungene Transformation der gründerzeitlichen Bautypologien wird das Projekt beispielhaft für die zukünftige Entwicklung am Kulturcampus. Das Projekt soll als Statement für die Wiedergewinnung eines verloren gegangenen Gestaltungsreichtums gelesen werden.
www.happarchitecture.de