Gewächshäuser und Orangerien
Frankfurts zweifacher Botanikansatz
Weltweit existieren fast 1.800 botanische Gärten. 400 davon befinden sich in Europa und ca. 90 in Deutschland. Zwei davon in Frankfurt am Main: der 22 ha große Palmengarten und der Botanische Garten Frankfurt mit 29 ha. Beide entstanden mehr als 300 Jahre nach den weltweit ersten Botaniken von Pisa und Padua. Direkt benachbart liegt der ursprünglich als Botanischer Garten angelegte Grüneburg Park, der jedoch nach Zerstörung und anschließender Wiederherstellung in ein öffentliches Parkgelände überging und nunmehr zu Erholungszwecken dient. Wie der Kölner Botanische Garten, entstand, unter Mithilfe von Leopold Sonnemann, Gründer der Frankfurter Zeitung, auch der Frankfurter Palmengarten aus einer Aktiengesellschaft heraus. Im Ursprung von Heinrich Siesmayer gestaltet, beherbergt der heutige Palmengarten sechs Gebäude, darunter das Gesellschaftshaus und das Tropicarium. Letzteres besteht aus vier runden Baukörpern, die die unterschiedlichen Vegetationszonen von der Savanne bis hin zur Nebelwüste und zum Regenwald naturgetreu darstellen. Die Gebäude werden aktuell saniert, um die Kriterien einer modernen Technik sowie einer optimierten Energieeffizienz zu erfüllen. Das Gesellschaftshaus des Palmengartens war 1871 von Friedrich Kayser als stützenfreie Glas-Eisen-Konstruktion mit 53 m Spannweite errichtet worden. Das 6.800 m² große Baudenkmal diente als Ball- und Festgebäude und wurde nach Kriegszerstörung und Umnutzung zum Lazarett zunächst provisorisch repariert. 50 Jahre musste das Gebäude warten, bis die finanziellen Mittel für eine umfangreiche Wiederherstellung genehmigt waren. Ab dem Jahr 2002 begann dann eine zehnjährige Sanierung und Erweiterung nach den Plänen des Architekten David Chipperfield. Seit 2012 erzählt das Haus nun eine Art Zeitreise: vom Prunk des 19. Jahrhunderts über die Bauhaus-Epoche bis zur Gegenwart.
Direkt an die nordöstliche Ecke des Palmengartens schließt der Botanische Garten Frankfurt an, der bis Ende 2011 zum Fachbereich Biowissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt gehörte und heute im Besitz der Stadt Frankfurt ist. Die Absicht des Stifters Johann Christian Senckenberg im Jahre 1763 war, ein Gelände zur Anzucht von medizinischen Heilpflanzen zu errichten. Dieser Forschungsgedanke ist bis heute Bestandteil dieser Grünanlage, was den Neubau eines vor wenigen Jahren eröffneten Forschungsgewächshauses nach den Entwürfen von Königs Architekten untermauerte. In einer Stahl-Glas-Konstruktion entstanden drei in Größe und Lage verschieden hohe, bogenförmige Schiffe, die unterschiedliche Klimazonen zur Anzucht, Pflege, Unterhaltung und Präsentation von Pflanzen erzeugen. Das Besondere liegt in einem automatischen Beschattungssystem mit inneliegendem Energiescreen, das sich je nach Temperatur und Lichteinfall Software-gesteuert schließt oder öffnet. Jedes der Gebäude verfügt durch die hoch transparente Isolierverglasung über eine maximale Lichttransmission.