Einladende Geste
Raum für Privatsphäre und Gemeinschaft in klaren Formen
Gemeinschaftliche Wohnprojekte haben Konjunktur. Bieten sie doch Lösungen für zentrale Fragen des Wohnens wie beispielsweise die Veränderung der Bevölkerungsstruktur, Kinderbetreuung oder auch Nachhaltigkeit. Neue Wohnformen brauchen jedoch auch neue Raumkonzepte. Gemeinschaft und Privatsphäre müssen unter ein Dach gebracht, eventuell ökologische Standards berücksichtigt oder Barrierefreiheit integriert werden.
Das Haus Silberdisteln in Kronberg von Ott Architekten ist so ein Haus. „Die Vorstellung, zu Hause älter zu werden, im Alter eigenständig zu bleiben und nicht allein zu sein, haben die Bewohner dazu bewogen, eine Hausgemeinschaft im Alter zu gründen“, erzählt Wolfgang Ott über das Projekt. Dreizehn Mietwohnungen ermöglichen ein seniorengerechtes Leben für verschiedene familiäre Konstellationen und individuelle Ansprüche. Privatheit wird ebenso gewährleistet wie Möglichkeiten zu beiläufigen Treffen oder gezielter Kommunikation. Im Erdgeschoss findet sich daher ein Gemeinschaftsraum mit Küche und Terrasse, und auf dem Dach gibt es eine Gemeinschaftsdachterrasse. Zudem befinden sich Vereinsbüro, Gästeappartement, Tiefgarage, Waschküche und Werkkeller im Haus. Investor und Vermieter ist die Gemeinnützige Siedlungswerk GmbH (GSW). „Mit der Anpassung von Wohnverhältnissen an die Bedürfnisse älterer Menschen gestalten wir als Wohnungsunternehmen Gesellschaft", so Armin Niedenthal, Geschäftsführer der GSW.
Von der Architektenkammer Hessen wurde das Haus Silberdisteln in diesem Jahr mit der Auszeichnung „Vorbildliche Bauten im Land Hessen 2014“ gekürt, denn so die Jury: „Das viergeschossige Gebäude definiert sich durch eine klare kubische Form, die auf jede nostalgische Anmutung verzichtet und gleichwohl eine einladende Geste darstellt. Der längliche Kubus ist so ansprechend wie nachvollziehbar gegliedert; er weist vielfache Perforationen – in Form großzügiger Loggien und Dachterrassen – auf, doch präsentiert er sich als kohärente Einheit“.
Zentrales Element des Hauses ist der Kommunikationsraum: Die Halle, von der aus man alle anderen Geschosse erreichen kann, hat einen luftigen Charakter und gewährt Bewegungs- und Begegnungsraum. Gemeinschaftsflächen in jedem Geschoss bieten auch Platz für Sportgeräte, Kakteensammlung oder Ausstellungen. Die frei gestellte Treppe animiert die Bewohner zu einem Auf-und-Ab. Wichtig war den Initiatoren des Wohnprojekts auch das Thema Energieeffizienz, für das die Architekten eine Lösung fanden: Die Haustechnik mit Pelletskessel, Fußbodenheizung sowie Lüftungsanlage in Kombination mit sehr guten Fenstern und Wärmedämmung ergibt ein KFW-70-Gebäude und entspricht dem nachhaltigen Ansatz des Projektes.
www.ott-line.de
www.gsw-ffm.de