Alles nur Tarnung
Eine Familie sehnt sich nach innerer Offenheit
Am Waldrand gelegen wurde ein Einfamilienhaus fertiggestellt, das keinen, aber auch gar keinen Bezug zu seinen gewöhnlichen Kleinstadt-Nachbargebäuden sucht. Ortsbewohner, Spaziergänger und Stadtfremde staunen natürlich und diskutieren eifrig, allein aufgrund der schwarzen Fassade, die, je nach Tageslicht, dunkelgrau bis anthrazit wirkt. Meinungen liegen bekanntlich oft weit auseinander. Doch gewiss wird der ein oder andere Unentschlossene mit der Zeit Gefallen finden an dem Neuzugang in der Nachbarschaft. Geplant und gebaut wurde das Haus mit rund 200 m² Wohnfläche von dem Büro baurmann dürr Architekten.
Es ist das klassischste aller Häuser: ein Haus mit Satteldach. Jeder kennt es, doch wo ist es eigentlich in dieser Einfachheit noch zu finden? Heute gibt es eine Vielzahl an Abänderungen des Satteldachhauses mit ausgeklügelten, gestalterischen Details, die alle etwas Besonderes darstellen wollen. Genau das hatten die Bauherren nicht vor. Sie wollten weder auffallen, sich darstellen, noch ein räumlich und baulich kompliziertes Bauwerk ihr Eigen nennen. Und deshalb ist es Außen wie Innen klar, ruhig und verständlich aufgebaut. Das harmonische, abwechslungsreiche Fassadenbild an den Längsseiten korrespondiert wohltuend mit der strengen Gliederung der Giebelfassaden. Die mit der Außenfassade bündig ausgeführten Fenster unterstreichen dabei den Charakter eines kompakten, schnörkellosen Hauses. Als Sicht- und Lärmschutz zur Straße hin wurde eine rohe Sichtbetonwand geplant, dahinter verschwinden zwei Autostellplätze. Gleichzeitig entsteht so ein Ensemble, das zusätzlich einen geschützten Außenraum für die Bewohner schafft.
Im Innern ist die Aufteilung logisch und zweckmäßig. Eine zweiläufige, offene Treppe teilt den länglichen Baukörper und verbindet das Erdgeschoss mit dem Obergeschoss. Auf ein Untergeschoss wurde verzichtet. Zu ebener Erde sind die gemeinschaftlichen Räume angeordnet. Die Küche, der Mittelpunkt für die Familie, ist vom Wohnraum nur durch den Kamin geteilt. Außen angrenzend schließen sich Terrassen an, die sich dem Sonnenverlauf anpassen. In der Dachebene befinden sich die Schlafzimmer und Bäder der Eltern und Kinder sowie private Rückzugsmöglichkeiten. Große Fensteröffnungen lassen viel Tageslicht in die Räumlichkeiten. Für ein kleines Extra sorgt die von außen nicht sichtbare mittige Firstverglasung, die zusätzlich Tageslicht in die zentralen Bereiche des Hauses hineinlässt.
Wer nun noch immer meint, in einem dunklen, schmucklosen, symmetrischen Haus müssen doch seltsame, lahme, einfallslose Menschen wohnen, der täuscht sich. Es geht bunt und fröhlich zu, es wird erzählt, gelacht, gelebt, gefeiert – die Anonymität des Äußeren als Tarnung der inneren Offenheit.
www.bdarchitekten.eu
Architekten:
baurmann.dürr architekten
www.bdarchitekten.eu
Dach:
HDK-Bedachungs
Heizung, Sanitär:
Fa. Groh
www.groh-heizung.de
Elektro:
Klein Elektrotechnik
www.meister-klein.de
Fenster:
Trüb Fensterbau
www.trueb-fensterbau.de
Putz:
b.burgard gips stuck trockenbau
www.burgard-saar.de
Estrich:
NFB Fußbodenaufbau Emmerich
www.nfb-nk.de
Fliesen:
Wölflinger Natursteine
www.woelflinger-natursteine.de
Boden:
Albert Hesch
www.parkett-hesch.de
Schreiner:
Schreinerei Jung
www.schreinereijung.de
Kamin:
Kaminstudio Sascha Böhmer
www.sascha-boehmer.de
Küche:
Küchengalerie Meyer
www.kuechengalerie-illingen.de
Maler:
Maler Degel
Metall aussen:
Thomas Lauer
Gipser aussen:
Frank Wagner Stuckateur
Fotos:
J. Kottjé