Wissenslabor am Park
Im Karl-Arnord-Haus von Hans Schwippert in Bilk denkt und diskutiert die NRW-Akademie
Die Palmenstraße gehört zu jenen Straßen in Bilk, die nicht jedem sofort etwas sagen. Wo es vor dem 2. Weltkrieg einmal zum Palmenhaus im Floragartens ging, residiert seit bald 60 Jahren die NRW-Akademie der Wissenschaften und der Künste – ein Think-Tank des Landes, dessen Wurzeln bis in die Gründungszeit der Bundesrepublik zurückführen. Das nach dem NRW-Gründungs-Ministerpräsidenten benannte Karl-Arnold-Haus wurde 1958-1960 nach Plänen des renommierten Kunstakademie-Professors Hans Schwippert (1899-1973) und Friedrich Kohlmann errichtet. Der direkt auf den Floragarten ausgerichtete zweigeschossige Bau entstand auf den abgerissenen Kriegsruinen eines historistischen Konzerthauses, das unter den Düsseldorfern der Vorkriegszeit als „Tonhalle des Südens“ beliebt wurde, bis es als Lazarett, Turnhalle und zuletzt Steuerzahlstelle genutzt wurde.
Das Herzstück des Karl-Arnold-Hauses ist ein runder Diskussionssaal für bis zu 80 Zuhörer auf dem Hochparterre-Erdgeschoss, der den Wissenschaftlern (und seit 2008 auch den Künstlern) bis heute optimale akustische und optische Bedingungen für Austausch und Kommunikation bietet. Separiert davon wurde ein großer, ebenfalls in damaliger State-of-the-Art-Vortragstechnologie ausgestatteter Festsaal mit rund 400 Plätzen für Veranstaltungen – auch er mit einem aus hellen Eichenholz-Kassettierungen ausgestalteten Interieur. Verbunden werden beide durch ein umlaufendes, weitläufiges Foyer, das sich flexibel durch Glaswände unterteilen lässt und zum Gespräch im Gehen einlädt – mit Aussicht auf den Park und mit Zugang zu einem Akademiegarten, der erst vor einigen Monaten mit der Skulptur „Must be“ von Tony Cragg – seit 2015 Ehrenmitglied der Akademie – als Dauerleihgabe bereichert wurde. Auf dem Obergeschoss befand sich neben einer fortbestehenden Präsenzbibliothek ursprünglich auch ein Tonstudio des WDR für Wortaufnahmen – es ist schon länger her, dass es weiteren Büros und Gästeräumen gewichen ist.
Der metallische Glanz von Craggs biomorpher Großskulptur spannt den Bogen zu dem gelben Betonrahmenwerk des Gebäudes, das der Legende nach mit Blattgold belegt werden sollte, dann aber doch nur mit Basaltsteinplatten und Fenstern mit Bronzeprofilen elementiert wurde. Schwippert gab damit einerseits dem Haus einen dezenten festlich-repräsentativen Charakter – zugleich betonte er mit der von Industriebauten entlehnten schlichten Konstruktionsweise aber auch den Werkstattcharakter der Institution. „Seine Gestalt will nahelegen, dass es eine Laborarbeit des Geistes gibt, die Respekt fordern darf“, schrieb er – noch spürbar vom Werkbund-Pathos aufgeladen – zum Entwurf. Ob das Wissenszentrum den heute noch so einfordern will oder auch nur könnte, sei dahingestellt – ein offener, jeden Interessierten willkommen heißender Diskussionsort ist das denkmalgeschützte Karl-Arnold-Haus aber allemal.
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