Lesen auf dem Dach
Eine Aufstockung erweitert die Universitätsbibliothek Wuppertal
Schon seit der Jahrtausendwende wartete die Bergische Universität Wuppertal auf einen neuen Lesesaal für die verschiedenen Fachbereichsbibliotheken. Dieser Lesesaal sollte als Aufstockung auf das Flachdach des 1970er-Jahre-Gebäudes gestellt werden. Eigentlich war die Idee, den Neubau auf Basis des polygonalen Grundrisses und des quadratischen Stützenrasters des Bestandsbaus aufzubauen. Schnell erkannten die beauftragten Dortmunder Architekten Susanne Schamp und Richard Schmalöer jedoch, dass das eine formal eher unbefriedigende Lösung ergeben würde. Anstatt das vorhandene Tragsystem zu übernehmen, wurde ein Trägerrost als neue Lastverteilungsebene eingesetzt. So entstand die Kreisform als Grundriss der Aufstockung: eine große, runde Halle, in die eigentlich eine zweite Galarieebene hätte eingestellt werden sollen, um die gewünschte Anzahl von insgesamt 240 Arbeitsplätzen zu erreichen. Allerdings entschied sich der Bauherr im Abwägungsprozess zwischen der Maximalzahl an Arbeitsplätzen und der Einhaltung der Kostenobergrenze letztlich dagegen. Trotzdem gelang es den Architekten, 190 Arbeitsplätze auch ohne Galeriebau in dem Gebäude unterzubringen. Die prozessorientierte Planung, die zusammen mit der Bauabteilung der Bergischen Universität, den Bibliotheksvertretern und Fachplanern in großen Planungsrunden organisiert wurde, erwies sich dabei als sehr zielführend.
Bei der Gestaltung der Fassaden war das sehr homogene Erscheinungsbild des Campus oberhalb der Stadt Wuppertal von endscheidender Bedeutung. Die Sichtbetonbauten der 1970er-Jahre, die in der Zwischenzeit eine Patina angenommen hatten, waren gerade im Begriff saniert zu werden. In Abstimmung mit dem hellen Grauton der Betonfassaden entschieden sich die Architekten für eine Zink-Schuppen-Fassade - durch ihre diagonale Verlegeart passt diese auch hervorragend zum bergischen Schiefermotiv, das man heute noch an so vielen Gebäuden im Bergischen Land erkennt. Die großflächige Verglasung des Lesesaals macht es den Studierenden möglich, mit dem Leben auf dem Campus, aber auch mit der gesamten Stadt in eine intensive Blickbeziehung zu treten. Von den nach Norden ausgerichteten Arbeitsplätzen bietet sich ein fantastischer Blick über das Tal. Das Dach des bis zu 6 m hohen Saals ist nach Norden leicht geneigt. Es ist von innenseitig farbig beschichteten Lichtkuppeln unterbrochen, die Tageslicht in die zentralen Bereiche des Lesesaals bringen. Insbesondere die drei eingestellten Besprechungszylinder werden so optimal beleuchtet - auf ihren Decken wurden loungeartige Arbeitsplätze eingerichtet. Die farbenreiche, flexible Möblierung beruht ebenfalls auf den Entwürfen und Vorschlägen der Architekten. Entstanden ist eine kleine, minimalistische Raumlandschaft über den Dächern, die eine Vielzahl von individuellen Arbeitsssituationen erlaubt.
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