Kontemplativer Monolith
Eine kleine Wegekapelle lädt zum Innehalten inmitten der Alltagshektik ein
Ausgangspunkt war ein kleines Grundstück am Ortsrand von Willich, das die St. Katharina Gemeinde in Erbpacht als Ausgleich für ihren aufgegebenen Kirchenbau St. Mariae Rosenkranz erhalten hatte sowie eine ebenfalls daraus stammende lebensgroße Marienfigur. Anstelle – wie ursprünglich geplant – einen offenen Bilderstock für die Figur aufzubauen, konnte der Architekt Gregor Dewey die Gemeinde von einer kleinen Wegekapelle überzeugen. Vor allem der unruhige und vielbefahrene Standort unweit der A 44 legte es nahe, einen geschützten Ort zu schaffen. Das Erscheinungsbild der kleinen Kapelle orientiert sich an der wiedererkennbaren, archaischen Grundform einer Schutzhütte. Die Behausung wirkt dabei wie ein aus einem Material gegossener Monolith, wurde jedoch aus 25 cm starken, vulkanischen Trachyt-Elementen geschnitten und ohne jegliche Vor- und Rücksprünge verbaut. Über eine Glasfuge im Dach strömt das Tageslicht hinter der golden gerahmten Marienfigur die Giebelwand herein. Das nachts weithin sichtbare horizontale Glasband der Opferkerzenbank, eine weitere auf die Marienfigur gerichtete Glasfuge und der geschützte Zugang führen weiteres Licht in den Kapellenraum hinein. Das Fensterband und die Eingangstüre sind dabei partiell mit einer zurückhaltenden Schwarzlotmalerei versehen, die den Besuchern die nötige Intimität einer Andacht bietet. Neben der Wegekapelle wurde im Bereich des eingeschobenen Zugangs eine einzelne Glocke aus der alten Kirche in eine Stele aus Cortenstahl eingebaut. Entstanden ist ein Ort der Erinnerung und Kontemplation, der die Gemeinde wie Passanten und Autofahrer dazu einlädt, für einige Momente innezuhalten.
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