Geschichtsträchtiges Domizil
Das Schloss Güterfelde bei Potsdam hat sich in eine komfortable Wohnanlage verwandelt
Es hat eine bewegte Geschichte, das Schloss in dem zur Gemeinde Stahnsdorf gehörenden Güterfelde. 1804 als klassizistischer Herrensitz vom bekannten Architekten David Gilly errichtet, ging es später in den Besitz des preußischen Kriegsministers Albrecht von Roon und anschließend in den des einflussreichen Bankiers und Bismarck-Vertrauten Gerson von Bleichröder über. Im 20. Jahrhundert schließlich diente es als Lungenheilstätte und Seniorenwohnheim. Seine vorerst letzte Metamorphose erlebte das Gebäude nach der Übernahme durch den Nürnberger Projektentwickler Terraplan im Jahr 2010: Nach einer umfangreichen Sanierung entstanden hier 27 Wohnungen.
Verantwortlich für den Umbau war das Planungsteam von raumwandler.de unter Leitung des Berliner Architekten Uwe Licht. Dieser stand vor der Herausforderung, eine Vielzahl von Wohnungen in einem ursprünglich für eine ganz andere Nutzung konzipierten Gebäude unterzubringen und dabei die vorhandene Fläche möglichst effizient zu nutzen. Deshalb entwarfen die Architekten unterschiedliche Wohnungstypen von kleinen Apartments bis hin zu Maisonette- und Split-Level-Wohnungen. Weitere neun zwei- bis dreigeschossige Maisonette-Einheiten entstanden im so genannten Lehmbau, einem erst 1952 in Stampflehmbauweise errichteten Bettenhaus etwas abseits des Hauptgebäudes. Geplant ist seitens des Nürnberger Investors, ihm gegenüber einen Zwillingsbau in zeitgenössischer Architektursprache zu errichten. „Wir setzten uns das Ziel, das bedeutende Bauwerk denkmalgerecht zu sanieren und trotzdem moderne Akzente zu setzen“, sagt Architekt Licht. Ein solcher moderner Akzent zeigt sich in der Mitte der zum Schlossgarten führenden Südfassade. Der dort angeordnete loggienartige Vorbau erhielt eine Glasfront. Indem Licht diesen Vorbau den Wohnungen zuordnete, vergrößerte er nicht nur die Wohnfläche, sondern schuf auch einen freien Ausblick in den Garten, der von der Nürnberger Landschaftsarchitektin Sibylle Herlan zeitgemäß neu interpretiert wurde.
Eine weitere markante Veränderung zeigt sich bei den beiden seitlichen Anbauten: Sie wurden wieder überdacht und näherten sich damit dem historischen Erscheinungsbild des Gillyschen Ursprungsbaus an. Ansonsten entspricht das Äußere des Gebäudes im Wesentlichen der Form, die Bleichröder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schaffen ließ: In Anlehnung an das Rothschild-Schloss Ferrières ließ er das Zwischengeschoss zu einem Vollgeschoss ausbauen und den Hauptturm auf 35 m erhöhen.
Trotz der idyllischen Lage brauchen die neuen Bewohner mit dem Auto nur zehn Minuten bis in die Potsdamer Innenstadt. Doch das ist nicht der einzige Vorzug ihres neuen Domizils. So verfügt das Schloss auch über einen Gemeinschaftsbereich mit Sauna, Fitnessraum und Weinkeller. Bei dessen Gestaltung arbeitete der Berliner Innenarchitekt Eugen Gehring mit ebenso simplen wie unkonventionellen Details. Die Oberflächen und Farben der Materialien schaffen eine Atmosphäre, die zum geselligen Beisammensein einlädt. So sind die Gittertüren der gewölbeförmigen Weinfächer, der Tisch und die Bänke aus einfachem Bausperrholz angefertigt, das durch seinen Beizton und die matte Lackierung einen leicht angegrauten Eindruck macht.
„Alles soll unkompliziert und bodenständig sein“, beschreibt Gehring seinen Ansatz. Das trifft auch auf die ebenfalls von ihm entworfenen Leuchten im Weinkeller zu, die Klischees gleichsam umdeuten: Sie bestehen aus grünen Weinflaschen, die mit eigentlich für Heizungsrohre gedachten Rohrschellen an der Wand befestigt sind – eine ebenso einfache wie stimmungsvolle Lösung.
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