Bühne frei
Ladengeschäft in der Fasanenstraße nimmt Bezug auf die westberliner Theatertradition
Der australische Hersteller von Körperpflege-Produkten Aesop ist bekannt für seine anspruchsvollen, von namhaften Architekten und Designern gestalteten Shops. In der Neuen Schönhauser Straße betreibt das Unternehmen bereits seit 2013 ein Ladengeschäft, gestaltet vom Berliner Büro Weiss-Heiten. Der Verkaufsraum in Mitte gehört nach Aussage des Unternehmens zu den erfolgreichsten in Europa. Aesop beschloss deshalb, ein zweites Geschäft auch im Westteil der Stadt zu eröffnen.
Das im Juli neu eröffnete Geschäft befindet sich in der Fasanenstraße. „Für uns ist jede Neueröffnung wie ein leeres Stück Papier. Wir starten dabei meistens komplett neu und arbeiten immer wieder mit anderen Architekturbüros zusammen“, meint Jeanne Casimar, zuständig für das Marketing bei Aesop. Für die Gestaltung des Ladens in Charlottenburg war deshalb diesmal das interdisziplinäre Design und Architektur Büro Snøhetta aus Oslo zuständig. Die Norweger sind bekannt für den Bau der Oper in Oslo. Weitere bemerkenswerte Arbeiten des Büros sind das ungarische Nationalmuseum und Ludwig Museum in Budapest oder die Zentrale des norwegischen Agrarwirtschaftsunternehmens Felleskjøpet. Die Arbeit für Aesop war für Snøhetta nicht ganz neu. Das Büro hatte bereits den 2014 eröffneten Aesop Prinsengate Shop in Oslo gestaltet.
Aesop sucht bei seinen Ladengeschäften immer nach lokalen Bezügen. „Die Inspiration für unsere Läden kommt immer von den Gebäuden, von der Straße und der Stadt, in denen sich der Laden befindet“, erklärt Casimar. Im Herzen des alten Westberlins gibt es eine seit den zwanziger Jahren bestehende Theatertradition. In unmittelbarer Nähe der Fasanenstraße befinden sich die Schaubühne oder das Theater des Westens. Auch das gegenüberliegende Berliner Literaturhaus mit seiner einzigartigen Stimmung ist ein Referenzpunkt für den Shop.
Die gesamte Inneneinrichtung des Ladens ist in Eiche gehalten. Wie auf einer Bühne stehen dort neun Säulen, in denen die Produkte präsentiert werden. Am Abend, wenn das Geschäft schließt, werden die Säulen zugeklappt. Zurück bleiben nur der Raum und die neun hölzernen Monolithen. Die Präsentationsstelen nehmen Bezug auf die berühmten sieben Säulen der Weisheit, sind aber auch als Bühnenfiguren zu verstehen. Sie sind die Hauptdarsteller einer einzigartig inszenierten Produktwelt.
Der als mächtiger Block gestaltete Verkaufstresen schwebt zur Hälfte frei über dem Boden. Die Kombination aus Masse und Leichtigkeit wirkt besonders spannungsvoll. Auf dem Tresen sind zwei „275“ Tischleuchten platziert, die zwischen 1963 und 1965 der legendäre italienische Designer Marco Zanuso entworfen hat. Der Hersteller Oluce hat diese Ikone als Re-Edition neu aufgelegt. Die Gestalter bringen damit einen ganz eigenen Moment der Poesie ein.
www.snohetta.com
Innenarchitekt:
Design und Architektur Büro Snøhetta
www.snohetta.com
Fotos:
Ludger Paffrath
www.ludger-paffrath.de