Architektur im Auenland
Auf einer Havel-Halbinsel ist eine spannende Symbiose aus Wohnen und Natur entstanden
Die Ausgangslage bei dem Projekt „Inseltraum“ des Büros SEHW Architektur war zunächst eine ideale. Auf einer Halbinsel an der Havel hatte ein Ehepaar ein Grundstück gekauft, um dort ein Haus zu bauen. Über verschiedene Studien und die Internetseite waren die Bauherren auf das Berliner Büro SEHW gestoßen. Kathi Weber-Hoch, Architektin bei SEHW, berichtet über die einzige Vorgabe des Ehepaares: „Ihr könnt euch ausspinnen“.
Dem freien Fluss der Phantasie stand leider doch ein Hindernis im Wege: das Brandenburger Baurecht. „Wir hatten zwar ein Grundstück, wo man planen kann, was einem als Architekt so einfällt, gleichzeitig aber einen sehr eng gestrickten Bebauungsplan“, erklärt Weber-Hoch. Der Bebauungsplan machte von der Fassadenfarbe bis zur Farbe der Fensterprofile eine Vielzahl von gestalterischen Vorgaben. Der Spielraum der Architekten war deshalb am Ende weniger groß als anfangs angenommen. Entstanden ist trotzdem kein typisch Brandenburgerischer Backsteinbau, sondern ein äußerst modern anmutendes Architekturensemble. Das Wohnen verteilt sich auf verschiedene pavillonartige Gebäude, die unterschiedliche Funktionen aufnehmen. Neben dem Hauptwohnhaus gibt es ein Gebäude für die Unterbringung von Gästen. Das Gartenhaus hat eine Sauna sowie eine begehbare Terrasse, die einen schönen Blick über die Wasserlandschaft bietet. In einem weiteren Kubus sind die Garage sowie die Haustechnik untergebracht. Aufgrund der Bodenarchäologie und der Wasserlage durften die Bauherren die Gebäude nicht unterkellern. Die Architekten platzierten die Wohneinheiten deshalb auf einer Bodenplatte, die auf Bohrpfählen ruht. Die Platte hat einen schwebenden Charakter, was die Bauten leicht und luftig wirken lässt. Terrassenflächen verbinden die einzelnen Gebäude.
Die Leitidee der Gestaltung war es, Natur und Architektur miteinander zu verschmelzen. Deshalb bieten alle Gebäude mittels großer Glasflächen gezielte Ausblicke in die umgebenden Uferauen. In die Gartenlandschaft platzierten die Architekten keinen Pool, sondern einen Schwimmteich. „Wir wollten einen natürlichen Bereich schaffen, ohne Chemikalien, wo auch Mal ein Frosch herumspringen darf“, meint die Architektin. An verschiedenen Stellen schufen die Gestalter kreisrunde Aussparungen in Boden und Decke und nahmen damit das Inselmotiv auf. Dort können hochwachsende Gräser oder Sträucher in Richtung des weiten Brandenburger Himmels wachsen. Auch im Inneren der Gebäude arbeiteten die Planer vielfach mit natürlichen Materialien wie Eichenholz oder Terrazzo. Die Natur ist nicht nur Umgebung, sondern auf vielfache Weise in das Bauwerk integriert. Ein Brunnen versorgt die Gebäude mit Wasser und die Wärmeversorgung des Inseltraums erfolgt mittels einer Geothermie. Es gibt eine ergänzende Gasheizung, die aber laut Aussage der Bauherren bislang gar nicht zum Einsatz gekommen ist.
www.sehw-berlin.de
Architekten:
SEHW Architektur
www.sehw-berlin.de
Planung TGA:
GTB - Berlin Gesellschaft für Technik am Bau
www.gtb-berlin.de
Landschaftsplanung:
Henningsen Landschaftsarchitekten
www.henningsen-berlin.de
Licht:
Architektur im Licht
AIL - Centralstudio
www.architekturimlicht.de
Rohbau/Ausbau (GU):
beauform
www.beauform.de
Fenster:
Rätsch & Gruhn Bauelemente
Gebäudeautomation/
Programmierung:
Sound ception
www.soundception.de
HLS:
Ernecke & Gehrmann
Möbel:
minimum einrichten
www.minimum.de
Dach:
Dachtechnik Marcel Virgens
Estrich/Terrazzo:
Natursteinsanierung Sandt
www.sandt-naturstein.com
Außenanlagen:
H & K Gartendesign
www.hk-gartendesign.de
Schwimmteich:
Eysser Garten- und Landschaftsbau
www.eysser.com
Fotos:
meyerfoto
www.meyerfoto.de