Zuwachs für die Siemensstadt
Ein Teil des gigantischen Geländes wurde zum „Techno Campus” ausgebaut
Das einstige Brachland im Berliner Westen trug den Namen „Nonnenwiesen” – zurückgehend auf die Benediktinerinnen, denen diese Gegend gehörte. Noch heute gibt es den Straßenzug Nonnendamm, an dem seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die Siemensstadt entstand.
Ein L-förmiger Neubau bildet nun den östlichen Abschluss des Geländes: der sogenannte „Techno Campus”, erbaut von 2020–2022 nach Plänen des Architekten Sergei Tchoban. Das siebengeschossige neue Gebäude passt sich den mächtigen Bestandsgebäuden, die Architekt Hans C. Hertlein für Siemens-Halske in den 1920er-Jahren entworfen hat, an. Zusammen bilden beide Gebäudegruppen den heutigen Campus mit einer Größe von über 50.000 m2. Seit der Sanierung der alten Bausubstanz 2009 wurden die alten Industriegebäude von verschiedenen Unternehmen genutzt. Ebenfalls aus der Feder Tchobans stammt ein weiterer kleiner, ebenfalls L-förmiger Neubau an der entgegengesetzten Ecke des Areals. So entstanden zwei Höfe mit großzügigen Grünanlagen, die den Campus-Charakter des Ortes zusätzlich unterstreichen. Die ebenmäßigen Lochfassaden der Neubauten stellen eine zeitgenössische Antwort auf die ruhigen selbstbewussten historischen Klinkerbauten dar. Es war eine anspruchsvolle Aufgabe, dem ikonischen, radikal nüchternen Wernerwerk-Hochhaus Hertleins, das zum Kulturdenkmal avancierte, eine adäquate Ergänzung hinzuzufügen. Hier kam kein anderes Baumaterial als Vollsteinklinker in Frage, allerdings kein klassischer roter, sondern ein heller, sandsteinfarbener. Die Innenhöfe sind begrünt und bieten den Beschäftigten Aufenthaltsmöglichkeiten. In den Erdgeschossen gibt es ein Café, zwei Restaurants sowie auch diverse Sportangebote.
Die Büroflächen in den darüberliegenden Etagen sind beliebig zonierbar, etwa für Unternehmen, die mit ihrer gesamten Belegschaft hier Quartier beziehen oder für die Bedarfe von Coworking Spaces mit Boxen, Telefonkabinen, Teeküchen oder Gemeinschaftsflächen. Begrünte Dachterrassen wurden durch öffenbare Lichtkuppeln als Ausgänge zugänglich gemacht. Unter dem Campus-Hof befindet sich eine Tiefgarage mit 177 Stellplätzen, davon 30 mit Elektroladestationen. Mannigfaltige Energiesparmaßnahmen wurden getroffen, dank derer das Projekt mit DGNB-Platin zertifiziert wurde.
Fotos:
Stefan Josef Müller
www.stefanjosefmueller.de
(Erschienen in CUBE Berlin 03|24)