Welche Farbe hat das Wasser?
Balance zwischen Abwechslung und Wiederholung in der Jenfelder Au
Das neue Quartier Jenfelder Au liegt an der Schnittstelle von Jenfeld und Tonndorf. Auf dem 35 Hektar großen ehemaligen Areal der Lettow-Vorbeck-Kaserne entsteht ein eher kleinteiliges Stadtquartier mit gut 770 Wohneinheiten sowie Flächen für soziale Zwecke und Kleingewerbe. Vielfältige Ensembles aus urbanen Stadthäusern sowie Geschosswohnungsbau – sowohl zur Miete als auch zum Kauf – zu erschwinglichen Preisen prägen das städtebauliche Konzept. Ein Teil der früheren Kasernengebäude von 1937 stehen unter Denkmalschutz und werden z. B. als Wohnungen für Studierende genutzt.
Eine zentrale Grünachse, der Kaskadenpark, sowie ein neu angelegter Teich bilden das Rückgrat des Viertels. Wasser unterschiedlicher Art spielt ein zentrale Rolle in der Jenfelder Au. Zum ersten Mal wurde hier der „Hamburg Water Cycle®“, ein neuartiges Schmutzwasserkonzept von Hamburg Wasser, im großen Maßstab realisiert. Schwarzwasser, Grauwasser sowie Regenwasser werden getrennt gesammelt und genutzt. Alle Haushalte werden mit Vakuumtoiletten ausgestattet, sodass das Schwarzwasser (aus Toiletten) einer Biogasanlage zugeführt werden kann, die als quartierseigenes Heizkraftwerk klimaneutral Wärme und Strom für das Viertel erzeugt. Das Grauwasser (z. B. aus Dusche oder Waschmaschine) wird gereinigt und in lokale Gewässer abgeleitet. Das Regenwasser fließt nicht in die Kanalisation, sondern versickert oder verdunstet im Quartier. Das Entwurfsbüro des Gebäudes hat sich Anfang 2024 umbenannt, aus wwa Architekten wurde nun Planebene A Architektur. Der Baukörper umfasst sieben Stadthäuser sowie vier Wohnungen, straßenseitig zeigt er eine differenzierte Gestalt durch Balkone, Loggien und Dachterrassen sowie Vor- und Rücksprünge in der Fassade. Diese Lebendigkeit setzt sich auch beim Mehrfamilienhaus fort, die Straßenflucht wirkt so insgesamt harmonisch und doch abwechslungsreich. Die Mischung der verwendeten Ziegelriemchen wechselt von Haus zu Haus in drei Varianten. Auch dies macht jedes Haus einzeln ablesbar und stärkt die Verbundenheit mit dem „eigenen“ Haus.
Auf der Gartenseite gestaltet sich das Gebäude zurückhaltender mit einer weißen Putzfassade – wie in den traditionellen Wohnquartieren in Hamburg üblich – aufgelockert durch mit Riemchen belegte Gebäudeteile. Dunklere Putzflächen und leicht zurückversetzte Klinkerflächen heben die Eingangsbereiche sowie den gemeinsamen Sockel des Gebäudes hervor und runden das Fassadenbild insgesamt auf allen Seiten ab. Die Fensterprofile und Metallbauteile der Fassaden erhielten einen grauen Farbton, der mit den verschiedenen Farben der Verblendsteine harmoniert. Die Grundrisse der Stadthäuser sind familiengerecht, trotz des schmalen Charakters öffnet sich der Raum großzügig zum Garten, kompakte Nischen für zentrale Funktionen wie Küche und Bad ordnen sich geschickt um den Eingangsbereich.
Fotos:
Jürgen Schmidt
(Erschienen in CUBE Hamburg 02|24)