Spiel von Licht und Schatten
Die Büroräume eines jungen Architektenteams spiegeln dessen Philosophie wider
Unweit des Bottroper Rathauses hat Less Plus Architektur ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen und einer Büroeinheit geplant und gebaut. Das miteinander verbundene Erd- und Untergeschoss werden von den Architekten Philipp Valente, Nils Martens und deren Team selbst genutzt. Die Räume orientieren sich am ästhetischen Verständnis der Architekten, die in ihrer Kreativschmiede die Industrieästhetik des Ruhrgebiets mit japanischen Einflüssen verknüpfen. „Entsprechend der japanischen Philosopie gibt ein dunkles Interior Raum für Schatten“, erläutert Philipp Valente.
Besonders hervorzuheben sind in Bezug auf die Wirkung des Lichts die transluzenten Elemente der Fassade. Das Filtermauerkwerk schafft in Verbindung mit einer Streckmetallbegrünung ein Spiel von Licht und Schatten und verleiht der Architektur eine einzigartige visuelle Wirkung. Dieses gestalterische Element fügt sich harmonisch in die Umgebung ein und schafft eine Verbindung zur Natur. Ebenso wichtig war den Architekten, dass die Raumgestaltung die Arbeitsweise des Teams widerspiegelt, die durch flache Hierarchien geprägt ist. Die Elemente, die den offenen und großzügigen Raum im Erdgeschoss prägen, sind linear angeordnet und geben dem Raum eine Richtung. Organische Pflanzen und Felsen durchbrechen bewusst diese Struktur. Mittels eines Schienenvorhangsystems können die Räume nach Bedarf geteilt oder geöffnet und somit verschiedene Arbeitsbereiche geschaffen werden. Für eine gute Raumakustik sorgen Akustikpaneele an der Decke und schwere Schallschutzvorhänge. Die minimalistische und aufgeräumte Ästhetik zieht sich durch das gesamte Objekt. Sämtliche Möbel sind Sonderanfertigungen und wurden gemeinsam mit der Schreinerei entworfen: die Tische mit Platten aus Echtholzfurnier, Möbel, die beispielsweise den Fernseher am Stehtisch verbergen oder die Küchenmöbel, in denen nahezu alle Küchengegenstände unsichtbar verschwinden. Dazu wird roher Stahl kombiniert, der sich an der Treppe, an dem Streckmetall der Absturzsicherung und als Material für die Regale wiederfindet. Durch gezielte Beleuchtung werden bestimmte Bereiche und architektonische Details betont, während gleichzeitig eine angenehme Atmosphäre entsteht. Die beleuchtete Schattenfuge in den Bädern, die das dunkle Interior betont, und die schmalen Lichtbänder an der Treppe sind Beispiele dafür. Gab es denn auch Hindernisse auf dem Weg zum stylischen Büro? „Und ob“, wirft Nils Martens ein: „Das Objekt befindet sich in einem Druckwasserbereich und wir mussten große Mühen und Kosten aufwenden, um das Kellergeschoss als Wanne auszubilden.“ Das Objekt ist am Tag der Architektur am 30. Juni zu besichtigen.
Fotos:
Jan Schölzel
www.janschoelzel.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|24)