Reizvoller Kontrast
In der Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen treffen Historie und Moderne aufeinander
In der Kleinstadt Nordkirchen ist die Fachhochschule für Finanzen des Landes NRW im Wasserschloss Nordkirchen beheimatet. Heute stehen das Schlossgebäude und der Park sowie eine in den 1970er-Jahren errichtete Mensa unter Denkmalschutz. Aus dieser Zeit stammt auch der östlich gelegene, sogenannte „Sundern-Komplex“, der den heute rund 1.000 Studierenden Lehr- und Wohnräume vorhält. Aufgrund steigender Studienzahlen bestand dringender Bedarf an einer neuen leistungsfähigeren und hochfunktionalen Mensa. Mit dem Projekt betraut wurde der Münsteraner Standort des Büros RKW Architektur +.
Aus Richtung Nordkirchen kommend, ist die neue Mensa das erste sichtbare Gebäude des Areals. Der exponiert gelegene und markant gestaltete Neubau bildet mit seiner schlichten Kubatur und seiner zweigestalteten Fassade einen spannenden Kontrast zum Barockschloss. Nach Norden bildet es den Abschluss der Studentenwohnheime und fungiert als Auftakt zum Fachhochschulareal. Der zweigeschossige Speisesaal ist zu drei Seiten hin verglast und öffnet sich in südlicher Richtung zu der zwischen Bestandsgebäuden liegenden großen Grünfläche. Hier kragt das auf runden Stützen aufliegende Dach über seine gesamte Längsseite imposant aus. Bei geöffneter Glasfront kann die Mensa damit um eine überdachte Terrasse erweitert werden. Die Funktionsbereiche wie Küche, Lager- und Sanitärräume, Technik und Büros liegen hinter geschlossenen Fassaden des 2.500 m² Bruttogeschossfläche bietenden Gebäudes. Die besondere Herausforderung für die Architekten lag in der Küchen- sowie Haustechnik, die nahezu für die Hälfte der Gesamtkosten verantwortlich war und einen über das übliche Maß hinausgehenden Koordinations- und Prüfungsaufwand sowie einen hochdetaillierten Terminablaufplan einforderte. Im täglichen Betrieb werden 1.500 Essen nachgefragt, sodass es für Hunderte von Menschen, die gleichzeitig ihre Mahlzeit einnehmen, eine attraktive Umgebung als sozialer Treffpunkt zu schaffen galt. Einer angenehmen Akustik kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Bei der Decke wurde eine spezielle, mit einem Akustikvlies ausgestattete Dämmplatte eingesetzt, die gerade im Frequenzbereich der menschlichen Stimmen über effektive schallabsorbierende Eigenschaften verfügt. Diese Wirkung wird durch großflächige Moosbilder aus gereinigtem und konserviertem grünen Islandmoos unterstützt, die sich an den Innenwänden befinden. Auch bei der Innenraumgestaltung wurden die Architekten einbezogen. Die Bestuhlung in Anthrazit, Weiß und Grün sorgt für Frische, Eichenmöbel stellen einen visuellen Bezug zum Schlosspark her. Der Aspekt des Denkmalschutzes wurde damit umfassend in das gesamte Projekt integriert – von der Klinkerauswahl und Fugenbreite der Fassade bis zur Pflanzenauswahl für die Außenbereiche.
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|20)