Ausgefächert in den Garten
Der ISR-Kindergarten in Niederkassel besticht durch seine individuellen Räume
Seit fast 20 Jahren ergänzt die International School on the Rhine (ISR) die Schullandschaft in Düsseldorf und Neuss mit einem englischsprachigen Ganztagsschulangebot. Seit einem Jahr unterhält die Schule einen neuen erweiterten Kindergarten, der in Niederkassel angesiedelt wurde. Die mit Entwurf und Ausführung beauftragten Leckelt Architekten aus Düsseldorf entwickelten ein ungewöhnliches Halbrund, das durch großzügige und individuelle Räume überrascht.
In direkter Nachbarschaft der japanischen Schule konnte der Bauherr das Grundstück der leerstehenden Ballettschule der Deutschen Oper in Erbpacht erwerben. Der marode Bestand wurde abgerissen und sollte durch ein eingeschossiges, freistehendes Solitärgebäude mit ausreichendem Außenraum ersetzt werden. Die Positionierung des Neubaus auf dem Grundstück stellte dabei eine große Herausforderung dar, da an der Südseite die Hauptstraße verläuft und an dieser Stelle eine Gartennutzung nicht sinnvoll war. Grundgedanke war ein individuelles Gebäude für Kinder, welches den Leitgedanken der ISR – „We Enable Great Minds and Strong Characters“ – in einer individuellen Raumstruktur und architektonischen Gestaltung konkretisiert. Diese Überlegungen führten schließlich zum Konzept eines halbrunden Baukörpers, der die Kinder mit einer einladenden und schützenden Geste empfängt und ihnen genügend Innen- und Außenraum für Wachstum und persönliche Entfaltung schenkt. Die gerade Längsseite wurde dabei zur Straße hin an der Ecke des Grundstückes platziert, abgestimmt auf die zwei- bis dreigeschossige Nachbarbebauung. Der zentrale Eingangsbereich empfängt seine Besucher unter einem halbrunden Vorplatz, in dem Kinderwagen und Fahrräder unter einem großen Glasdach abgestellt werden können. Ein sich anschließender, ebenfalls halbrund verlaufender Flur erschließt die vier Gruppenräume. Diese öffnen sich über große Fensterflächen großzügig in den Garten, wobei die Raumhöhe dabei analog von etwa drei auf sechs Meter ansteigt, sodass jeder Raum auch eine besondere Raumqualität erlangt. Die Sanitärbereiche befinden sich jeweils zwischen zwei Gruppenräumen platziert. Sie werden jeweils von zwei Gruppen genutzt und sind entsprechend großzügig bemessen mit direktem Zugang zum Garten.
Bei den Materialien wurde auf viel Holz und Glas gesetzt. Das große, den Baukörper weit überragende Holzdach ist in allen Gruppenräumen sichtbar. Es wurde nachhaltig und optisch ansprechend mit einer extensiven Dachbegrünung versehen. Die großen Fensterflächen wurden in einer Aluminiumkonstruktion ausgeführt. Die Holzoptik des Vinylbodens verleiht den Räumen dazu eine warme Note, genauso wie die zahlreichen individuellen Holzeinbauten, die mit dem Schreiner geplant wurden. Die hohe Raumhöhe ermöglichte Spielemporen und Schlafbereiche über den Sanitärräumen, die jeweils über interne Treppen mit den Gruppenräumen verbunden sind. Die Gruppenräume verfügen über interaktive Whiteboards, die spielerisches, vorschulisches Lernen fördern. Energetisch ließ sich das Gebäude als Lowtech-Gebäude konzipieren: So musste etwa die vorhandene Fußbodenheizung durch keine Klimaanlage ergänzt werden.
Fotos:
Christine Dempf
www.christine-dempf.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|22)