Nutzergerecht maßgeschneidert
Ein Haus aus Holz mit hohen Ansprüchen und besonderen Räumlichkeiten
Der Neubau eines Mehrgenerationenhauses im Münchner Südwesten fällt zunächst kaum auf. Das Eckgebäude fügt sich in die Bebauung der Umgebung ein, als stünde es schon immer hier. Die verschachtelte Kubatur des Gebäudes spiegelt die innere Raumaufteilung wider. Dem Haus vorgelagert liegt ein kleiner Garten, dessen Mittelpunkt ein prächtiger Kirschbaum ist. Die Haupträume sind nach Westen ausgerichtet mit Blick zum Garten und dem zentralen Baum.
Der Entwurf stammt von Knopp Wassmer Architekten, die das Baugeschehen bis zur Fertigstellung begleiteten. Das Haus in Forstenried, bei dem es sich um ein Gebäude aus Holz handelt, spiegelt den Lebensstil seiner Bewohner:innen, einer Lektorin und eines Philosophen. Eine gewisse Nüchternheit und eine japanisch-puristische Note charakterisiern die Räume. Erschlossen wird das Haus in Split-Level-Bauweise. Die dadurch entstehenden überhohen Räume liegen im vorderen Bereich des Wohnhauses, wie auch die Küche. Die privateren niedrigeren Räume befinden sich im rückwärtigen Bereich. Die große Bibliothek liegt im ersten Obergeschoss. Das Haus ist als Mehrgenerationenhaus konzipiert – für Familien, die wachsen oder sich verkleinern. Daher kann das Dachgeschoss bei Bedarf als eigenständige Wohnung funktionieren. Eine einläufige Treppe führt vom Erdgeschoss ins Obergeschoss. Von dort geht es über eine zweiläufige Treppe in das Dachgeschoss. Auf deren Zwischenpodest befindet sich der Zugang zur Bibliothek. Die Treppe wirkt wie eine Skulptur im Raum. Die Brüstungen sind aus Schwarzstahl gefertigt mit einem feinen Handlauf aus Eiche.
Die Tragstruktur, der Kern des Hauses, ist aus Holz konstruiert. Das Baumaterial schafft eine wohnliche Atmosphäre, darüberhinaus besitzt Holz hervorragende Dämmeigenschaften. Die Massivholzdecken und die Holzständerbauweise gewährlesten in Kombination mit effektiver Zellulosedämmung eine optimale Energieeffizienz und minimieren Kältebrücken. Der helle Terracottaton des Putzes lässt fast die Vermutung zu, es handele sich um ein Haus aus Lehm. In Wirklichkeit stammt die Farbigkeit von dem mineralischen Putz auf Holzfaserdämmung, der als schützende Außenschicht fungiert. Ein anthrazitfarbenes Alublech bildet das Dach.
Der komplette Innenausbau, die Holzvertäfelung, ist aus hellem Eichenholz gefertigt. Den Mittelpunkt der Küche bildet ein großer Küchenblock, der ebenso wie die Arbeitsplatte sowie die Wandläche darüber aus einem marmorierten Quarzit hergestellt ist. Um einen sehr besonderen Raum handelt es sich bei der großen, über zwei Geschosse reichenden Bibliothek. Sie beeindruckt durch ein raumhohes Bücherregal und eine großflächige Verglasung, gerahmt mit patiniertem Messing.
Downlights, ebenfalls aus Messing, und Deckenleuchten aus Schwarzstahl beleuchten subtil die Wände. Beim Treppensteigen wird man durch ein schönes Licht vertikal an der Wand befestigter Stableuchten begleitet. Dänische und skandinavische Retroleuchten sind wie Readymades im Haus verteilt und beleben die puristische Innenarchitektur.
Die hohe Loggia im Erdgeschoss ist mit demselben Naturstein ausgelegt wie der angrenzende Innenraum und erweitert diesen fließend nach außen. Von hier führt ein eleganter, von niedrig wachsender Bepflanzung gesäumter Plattenweg in den Garten. Zuletzt sei noch die Energieversorgung des Gebäudes erwähnt: Sie erfolgt mit einer Luftwärmepumpe, einer Photovoltaikanlage sowie einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und erreicht damit den sehr hohen Dämmstandard eines KfW-40-Hauses.
Fotos:
Adrienne-Sophie Hoffer
www.adriennehoffer.com
(Erschienen in CUBE München 02|25)