Noch heute innovativ
Auch nach einem Vierteljahrhundert ist das Galeriahaus in Riem unübertroffen
25 Jahre später: Im legendären Galeriahaus in Riem findet eine Jubiläumsfeier zum 25. Geburtstag des Hauses statt, mit „Urhebern“, Bewohner:innen und prominenten Gästen. Alt-Oberbürgermeister Christian Ude hält eine humorige, aber sachkundige Rede. Das Wohngebäude war 1999 eines der ersten, die nach der Verlegung des Flughafens und dem Bau der Messehallen den Auftakt für den neuen Stadtteil Riem bildete. Der geniale Entwurf stammt vom Münchner Architekten Karl-Heinz Röpke. Bei einer exklusiven Führung wird er ständig von Mieter:innen der ersten Stunde gegrüßt – wer hier wohnt, zieht nie wieder weg. Ermöglicht wurde das Bauvorhaben durch den großzügigen Bauherrn Max Aicher, dem das Gebäude bis 2013 gehörte. Danach ging es in den Besitz der GWG Stuttgart über. Das 200 Meter lange Wohnhaus besteht aus zwei Riegeln, einem vier- und einem fünfgeschossigen, die einander gegenüberstehen. In der Mitte verläuft eine breite „Straße“, als Erschließungsachse, Begegnungs- und Veranstaltungsort verbindendes Element. Das Ensemble wird mit einem Glasdach überspannt. Dies, wie auch die gläsernen Fassaden der Haupteingänge im Süden und Norden schützen den Innenraum und versorgen ihn mit natürlichem Tageslicht. Über zwei lange, in die oberen Geschosse führenden „Himmelsleitern“ können alle Wohnungen erreicht werden. Zwei verglaste Aufzüges sind so angeordnet, dass sie von allen Eingängen aus, auch von den zusätzlichen an den Seiten, leicht zu erreichen sind. Die ursprünglich kleinen Pflanzen, für die im Innern automatisch bewässerte Beete angelegt wurden, sind über die Jahre zu Bäumen, Palmen und riesigen rankenden Hopfenstauden herangewachsen und verwandeln den „Korridor“ in eine begrünte, 150 Meter lange Wandelhalle. Die Anlage umfasst insgesamt 172 unterschiedlich große barrierefreie Wohnungen für circa 500 Bewohner:innen. Alle verfügen über Balkone, auf der Ostseite mit Blick auf einen innenliegenden kleinen Park, auf der Westseite zur Straße hin. Das langgezogene, 1.500 m² große Atrium kommt ohne Klimaanlage aus. Klappfenster in den Glasdächer sorgen für die Durchlüftung. Schächte im Sockelbereich leiten die warme Abluft aus den Wohnungen über Wärmeaustausch ins „Foyer“, sodass im riesigen Luftraum im Innern stets eine angenehme Temperatur herrscht. Bereits damals baute man kostengünstig mit Betonfertigteilen, verwendete ökologische Materialien und verlegte sogar eine Fußbodenheizung. Das Galeriahaus war und ist eine neue Idee des sozialen Wohnungsbaus mit städtischer Förderung. Die Wohnungen sollen sozial schwachen Interessenten helfen, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Die kluge und intelligente, bis ins Detail durchdachte Entwurfsidee des Galeriahauses ist bis heute unübertroffen.
Fotos:
Johanna Saran
Max Aicher
Karl-Heinz Röpke
(Erschienen in CUBE München 02|25)
