Nadelstreifen mit Fokus
Als Langhaus konzipiertes Wohnhaus mit Satteldach setzt auf maximale Recycelbarkeit
Sich behutsam in in eine Baulücke einfügend, verbindet ein Satteldachgebäude zeitgemäße Nachhaltigkeit mit regionaler Tradition. Das Bauherrenpaar hatte die Chance genutzt, in einer gewachsenen Ortsstruktur ein Wohn- und Arbeitshaus errichten zu können. Für den Bau ihres Traumhauses legte es besonderen Wert auf Natürlichkeit und Recycelbarkeit: Naturbelassene Sichtbetonflächen, Naturkautschukböden und natürlich lasierte Holzfenster prägen das Erscheinungsbild. In Anlehnung an die umliegenden Streuobstwiesen und die reizvolle Landschaft war die architektonische Leitidee von Rommel Wagenpfeil Architekten, ein Haus zu entwerfen, das sich wie eine Feldscheune in die grüne Umgebung einfügt und respektvoll mit der Natur in Verbindung tritt.
Aufgrund der schmalen Grundstücksbreite, aber beachtlichen Länge wurde ein klassisches, schmales Langhaus mit Satteldach entwickelt. Die Südseite des Grundstücks orientiert sich zur Straße, weshalb ein zusätzliches Wirtschaftsgebäude entlang der Straße entstand. Dieser Querriegel schafft einen Zugangshof im Süden, inspiriert von italienischen und spanischen Patiohöfen, und bietet eine zusätzliche Aufenthaltsqualität im Freiraum. Der reduzierte Baukörper wirkt wie ein feiner Nadelstreifenanzug, der auf das Wesentliche fokussiert. Dabei interpretiert das zweigeschossige Langhaus die klassische regionale Feldscheune neu. Die Fassade besteht aus heimischen Hölzern, wobei die Holzleisten nach dem japanischen Yakisugi-Verfahren durch Feuer carbonisiert und oberflächlich veredelt wurden. Der Eingang erfolgt durch einen eingeschossigen Querriegel, der als Wirtschafts- und Sommerküche dient und den Blick auf den Patiohof öffnet. Das Erdgeschoss verbindet den großzügigen Koch-, Ess- und Wohnraum mit den Obstwiesen, verstärkt durch großformatige Fenster und offene Lufträume zu den Galerien im Obergeschoss. Hier befinden sich die Schlaf- und Badezimmer sowie eine Arbeitsgalerie. Konstruktiv setzt das Projekt auf maximale Recycelbarkeit nach dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip: Verzicht auf Verbundstoffe, chemische Klebstoffe und Lacke, Einsatz von natürlichen Materialien, unverputzter Beton zur CO₂-Absorption sowie offene Beläge im Außenbereich. Die Fassaden- und Fensterhölzer stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Bei der Bepflanzung der Außenanlagen wurden bienen- und insektenfreundliche Zukunftsbäume gewählt, die hitze- und trockenheitsresistent sind und den steigenden Sommertemperaturen standhalten.
Fotos:
Zooey Braun
www.zooeybraun.de
(Erschienen in CUBE Stuttgart 03|25)

























