Nachhaltig und teilreversibel
Wohnen im Einklang mit der Natur
Mit diesem Wohngebäude wollte das Büro LRW Architektur und Stadtplanung nicht einfach nur ein weiteres Haus errichten, sondern ganz bewusst einen Ort für nachhaltiges Wohnen und Leben schaffen, der die Bedürfnisse der Bewohner:innen erfüllt und gleichzeitig in Einklang mit der Umwelt steht. Die einzigartige Lage inmitten des historischen Dorfkerns von Osdorf ist von zahlreichen Grünflächen sowie einer vielfältigen städtischen Umgebung geprägt. Die Mischung aus ländlichem Charme und moderner Stadtstruktur bildete den perfekten Rahmen für das Bauvorhaben. Auf dem Grundstück befand sich zuvor ein sanierungsbedürftiges Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren, das den Ansprüchen an moderne Wohnverhältnisse nicht mehr genügte.
Das architektonische Konzept ist darauf ausgerichtet, in dieser Umgebung einen harmonischen und nachhaltigen Neubau zu schaffen. Das dreigeschossige Wohnhaus mit Staffelgeschoss öffnet sich zum ruhigen Garten im Süden und fügt sich nahtlos in die vorhandene Bebauung ein. Mit 16 unterschiedlich großen Wohneinheiten von 56 bis 148 m² bietet das Gebäude vielfältige Optionen für die Bewohnerschaft. Die städtebaulich kluge Anordnung und Gestaltung des Gebäudes in Bezug auf die Umgebung trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen und eine nachhaltige Gemeinschaft zu fördern. Die Nähe zu Grünflächen und Naherholungsgebieten sowie eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel schaffen eine lebenswerte Umgebung für die Bewohner:innen.
Besonderes Augenmerk wurde auf Nachhaltigkeit gelegt, was sich unter anderem in der Wahl der Materialien zeigt. Die äußere Schale der Fassade besteht aus recycelten Klinkersteinen, die zu hochwertigen Tonschindeln verarbeitet wurden. Diese Schindeln wurden speziell für die vorgehängte, hinterlüftete Fassadenkonstruktion mit mineralischer Dämmung entwickelt, wodurch Materialverluste minimiert und der Verschnitt auf ein Minimum reduziert werden konnte. Zudem sind sie durch Verklammerung statt durch Verschraubung befestigt. Das ist ein innovativer Ansatz, der nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ästhetische Bereicherung darstellt, da die Fassade eine bemerkenswerte Oberflächenstruktur und ein ansprechendes Farbspiel aufweist. Die Entscheidung für nachhaltige, ressourcenschonende Materialien, die die negativen Umweltauswirkungen minimieren, sowie die Rückbaubarkeit der Fassade und der Balkone stehen im Mittelpunkt des Konzepts. Dies ermöglicht eine flexible Nutzung des Gebäudes über die Zeit und trägt zu seiner Langlebigkeit bei. Die Planung und Umsetzung des Projekts basiert auf Building Information Modeling (BIM). Diese fortschrittliche Methode ermöglichte es, alle Aspekte des Bauprojekts in einem digitalen Modell zu integrieren. Dadurch konnten Ressourcen effizienter genutzt, Planungsfehler minimiert und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Baubeteiligten optimiert werden, was ebenfalls zur Nachhaltigkeit beiträgt.
Foto:
Ulrich Hoppe
www.selectedviews.de
(Erschienen in CUBE Hamburg 01|24)