Rückbau zum Original

Das doppelgeschossige Haus mit seinem quadratischen Grundriss und dem flachgeneigten Walmdach wirkt schlicht und hat doch unverkennbar seinen eigenen Charakter.

Ein Musterbeispiel für eine sehr sensible Restaurierung ist das unter Denkmalschutz stehende Haus Pungs in Kleinmachnow. Es wurde von Müller-Stüler und Höll Architekten saniert und originalgetreu – bis auf notwendige Modernisierungen technischer Art – wiederhergestellt. Der Originalentwurf aus dem Jahr 1932 stammte von Paul Rudolf Henning (1886–1986), einem Bildhauer und Architekten, der zwar nicht zum engeren Zirkel der Bauhausarchitekten gehörte, aber ein Vertreter der gemäßigten Moderne war, wie man aus heutiger Sicht sagen würde. Henning hatte das Haus für Elisabeth Pungs, einer Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, entworfen. Als die Architekten 2018 mit der Sanierung begannen, war das Haus zwar in seinen Grundzügen erhalten, aber durch Umbauten verunstaltet worden, beispielsweise durch ein Vordach und Klinker im Sockelbereich oder Holzvertäfelungen an den Innenwänden. Von März 2019 bis Januar 2020 wurde das konsequent im Stil des Neuen Bauens gestaltete Originalhaus mit absoluter Detailgenauigkeit und Materialtreue wiederhergestellt. Das doppelgeschossige Haus mit seinem quadratischen Grundriss und dem flachgeneigten Walmdach wirkt schlicht und hat doch unverkennbar seinen eigenen Charakter. Henning pflegte seine Bauten Nord-Süd auszurichten, sodass sie tagsüber gut belichtet waren. Auf der Nordseite erweitert sich das Erdgeschoss um einen halbrunden Raum, in dem sich die Küche befindet. Eine Terrasse auf der Rückseite gen Westen zum Garten hin schließt sich an den großen Wohnraum an. Auf einer Wohnfläche von insgesamt 100 m² ist im Obergeschoss genügend Platz für Bad, Elternschlafzimmer und zwei Kinderzimmer.

Besonders ansprechend ist die farbliche Lackierung des Hauseingangs in Orange, der Fensterrahmen in Gelb sowie die markanten Rundfenster aus Stahl. Das Ziel der Sanierung, das erbauungszeitliche Erscheinungsbild zu rekonstruieren, ist in jeder Hinsicht gelungen: Aufgearbeitete Originalfenster, restaurierte Parkettböden, Türblätter und vernickelte Türdrückergarnituren im Erdgeschoss – alles ist so instand gesetzt, wie es anno 1932 ursprünglich war.

www.msh-architekten.de

Fotos:

Florian Höll

(Erschienen in CUBE Berlin 03|20)

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