Lückenschluß mit Mehrwert
Nachverdichtung schafft neuen Wohnraum und städtebauliche Reparatur
Die Bebelallee entstand nach dem 1. Weltkrieg nach Plänen von Fritz Schumacher und war Teil der städtebaulichen Erschließung im Rahmen der schon seit 1870 betriebenen Kanalisierung des Alsterlaufs. Bis heute ist sie geprägt von straßenbegleitender Stadthaus- und Villenarchitektur, darunter auch eine Reihe von Backsteinbauten bekannter Hamburger Architekten wie Fritz Höger oder Elingius & Schramm aus den 1920er-Jahren. Im Alsterdorfer Teil der Bebelallee wurde 1975 ein Gebäuderiegel mit 12 Wohneinheiten errichtet, der ganz anders als die umliegenden Häuser im nahezu rechten Winkel und weit zurückgesetzt zur Straße liegt. Das Entrée zum Grundstück bildete eine überdachte Stellplatzanlage. So mutete das Ganze wie ein Fremdkörper in der homogenen Nachbarbebauung an.
Das Büro Prasch Buken Partner Architekten BDA gelang eine ästhetisch wie funktional überzeugende Nachverdichtung und damit der wichtige städtebauliche Lückenschluß. Das neue Gebäude verlängert den Bestandsbau in Richtung Bebelallee und wird entlang der Straße aufgeweitet. Dadurch werden die Baufluchten der Nachbargebäude aufgenommen. Der nun breitere Bau ist als zwei kleinteilige, villenartige Baukörper mit einer trennenden Gebäudefuge ausgebildet. Sein Staffelgeschoss ist möglichst weit zurückgezogen, damit straßenseitig die vorherrschende Zweigeschossigkeit optisch erhalten bleibt. So gliedert sich das neue Gebäude harmonisch in die Villenstruktur ein. Materialität und Formensprache sowie die Rotklinkerelemente und Geschosshöhen des Bestandsgebäudes wurden aufgenommen und zeitgemäß interpretiert. Es entstanden zehn neue freifinanzierte Wohneinheiten als Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit rund 60 bis 85 m² Wohnfläche. Eine Tiefgarage im neuen Untergeschoss ersetzt die alte Stellplatzanlage.
Nachhaltige Synergien wurden durch gezielte Modernisierung der Haustechnik, der Nutzung der Infrastruktur und Sicherung der grauen Energie des Bestandsgebäudes erzielt. Das vorhandene Treppenhaus verbindet jetzt alt und neu, der Aufzug wurde so umgestaltet, dass er die bestehenden und neuen Wohnungen barrierefrei erschließt. Die Wohnqualität im Bestandsgebäude hat sich erhöht. Die Konstruktion des Neubaus erfolgte in Mauerwerksbauweise und nach den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes. Ein Retentionsdach und eine Photovoltaikanlage wurden installiert sowie werthaltige Baustoffe verbaut, die eine Wiederverwendung möglich machen. Das Projekt erhielt eine Auszeichnung beim Callwey-Award „Wohnbauten des Jahres 2024“ in der Kategorie „Nachverdichtung“.
Fotos:
Daniel Sumesgutner
www.sumesgutner.de
(Erschienen in CUBE Hamburg 01|25)