Lebendiges Denkmal
Ehemaliges Salzlager der Kokerei Hansa in Dortmund wird Veranstaltungsort
Vom Sanierungsfall zum Schmuckstück – diese Erfolgsgeschichte schreibt die neue Veranstaltungshalle auf der Kokerei Hansa in Dortmund, die im ehemaligen Salzlager und in der Salzfabrik entstanden ist. Für das seinerzeit teilweise einsturzgefährdete Gebäude hatten Böll Architekten aus Essen bereits vor mehr als zehn Jahren die Machbarkeitsstudie erstellt. Nun plante und setzte das Büro die Umnutzung sowie einen flankierenden Neubau in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Denkmalbehörde der Stadt Dortmund und dem Amt für Denkmalpflege in Westfalen Lippe um. Die Nutzung als multifunktonale Veranstaltungshalle für bis zu 1.200 Gäste spielt nicht zuletzt eine Rolle bei den Vorbereitungen zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027, ist die Kokerei doch zentraler Bestandteil des Dortmunder Zukunftsgartens „Emscher Nordwärts“.
Die Kokerei Hansa ging 1928 in Betrieb. Das Salz, das als Nebenprodukt bei der Verkokung von Steinkohle entsteht, setzte dem Mauerwerk und den technischen Anlagen des Salzlagers und der Salzfabrik im jahrzehntelangen Betrieb zu. Nachdem die Produktion 1992 eingestellt worden war, stand die Halle viele Jahre leer. Der Umbau des Gebäudekomplexes nahm schließlich vor zehn Jahren Fahrt auf und wurde im Frühjahr 2024 vollendet. Nun fungiert das Gebäude als imposante 49 Meter lange, 23 Meter breite und neun Meter hohe multifunktionale Eventlocation mit modernster technischer Ausstattung und aufgearbeiteten Teilen des einstigen Maschinenparks – wie etwa die Eindicker in der Salzfabrik – als Zeugen der Vergangenheit. Ziel war es, die Raumwirkung der historischen Gebäude zu erhalten, was durch einen angedockten Verteilerflur an der östlichen Rückseite der Halle gelang, der beide Gebäudekomplexe verbindet. Dieser ermöglichte zudem, die erforderlichen Sozialräume in neuen Räumlichkeiten zu intergieren. Sanitärräume, Künstlergarderobe, Technik und Lagerstätten sind nun in drei Einzelpavillons untergebracht, die auf einer aufgeständerten Konstruktion stehen, die wiederum auf frühere Gleise aufgesetzt wurden. Vom Flur aus erreichen die Besucher:innen eine großzügige Lounge, die mit ihren bodentiefen Fenstern den Industriewald und den einstigen Industrieort unmittelbar erlebbar machen. „Für uns ergaben sich im Laufe der Sanierungsarbeiten ständig neue Herausforderungen. Einen historischen Industriekomplex in einen Veranstaltungsort zu transformieren, der den Anforderungen an Brandschutz, Wärmeschutz, Raumluftqualität und Akustik entspricht und gleichzeitig seine Raumwirkung behält, war so spannend wie herausfordernd“, resümiert Wojciech Trompeta, Geschäftsführer von Böll Architekten.
Fotos:
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 03|24)