Office mit „Marktplatz“
Ein Bürokonzept überzeugt mit interessanten Ideen für New Work
Schon beim Eintreten in diese neue Bürowelt wird das Außergewöhnliche und Kreative dieses Entwurfs sichtbar: Aus Schreinerarbeiten auf Maß in Kombination mit vorgefertigten Elementen des Büromöbel-Spezialisten Steelcase entwickelte die Münchner Innenarchitektin Andrea Jaschke für einen Firmenverbund eine stylishe und praktikable Postverteilstation mit verschiedenen Ablagen und Schließfächern. Dunkelgraue Oberflächen bilden mit dem hellen Eichenholz eine perfekte Einheit. Das eigentliche Herzstück des Büros liegt weiter im Inneren der neugestalteten Officebereichs – doch dazu später mehr.
In einem revitalisierten Bürogebäude aus den 1990er-Jahren am Zamilapark im Münchner Osten entstand für die Deutsche Fachpflege Gruppe ein neues Officekonzept: Hier vereinen sich mehrere Firmen unter einem Dach. So waren nicht nur für den Empfang, sondern auch für die übrigen Bereiche neue Ideen gefragt. Etwa für das Kasino – seither gerne der „Marktplatz“ genannt – an dem alle Mitarbeiter der beteiligten Firmen zu Meetings oder etwa zum Lunch oder Kaffeepause zusammentreffen. Sogar das Chefbüro ist hier platziert worden, ganz bewusst als „gläserner Raum“. So wollte es die Firmenleitung, es sorgt so für beiderseitige Transparenz – keiner soll sich hinter verschlossenen Türen verstecken, schon gar nicht der Chef. Nicht ganz glücklich war die Architektin mit den Gegebenheiten – vor allem den blauen Fensterrahmen. Aber sie nahm es gelassen und kombinierte dazu ein Terracottarot an ausgewählten Wänden, das zu den Fußböden und der Decke aus grauem Beton einen interessanten, warmen Kontrast bietet. Um den Böden neuen Glanz zu verleihen, wurden sie geschliffen und mit Epoxidharz eingelassen. Die kugeligen Leuchten erzeugen Loftatmosphäre und haben auch noch eine ganz spezielle Funktion: Die normalerweise frei im Raum platzierten Achterholztische aus Eiche mit Stahlgestell können auch zu einer ganz langen „Tafel“ zusammengeschoben werden, sodass hier auch große Meetings stattfinden können. Speziell ist auch die Platzierung des Küchencounters in dem Raum – er wurde von der Architektin bewusst als „Stopper“ auf der langen Flucht nach hinten eingeschoben. In den Büros geht das innovative Konzept weiter: Teppiche mit einem grünen Feld in der Mitte schaffen positiv belegte „grüne Arbeitsinseln“, die dahinter angeschlossenen „Silent Boxes“ mit an Wartebänke in der U-Bahn erinnernden gepolsterten Sitzgelegenheiten in Currygelb bieten Platz für Meetings mit mehr Privatheit. Schließlich gibt es auch noch kleinere „Coworking Spaces“ – Einzelbüros, die niemandem speziell zugeordnet sind. Hier arbeitet es sich in einem fast wohnzimmerartigen Ambiente mit Schreibtisch, gemütlichem Sessel und Beistelltisch fast wie im Homeoffice.
www.innenarchitektur-jaschketsiolis.de
Fotos:
Stefan Müller-Naumann
www.architektur-fotograf-muenchen.de
(Erschienen in CUBE München 01|21)