Haus mit Charme
Eine über 100 Jahre alte Doppelhaushälfte wurde entkernt und wiederbelebt
Der Charme dieser Doppelhaushälfte aus dem Jahr 1920 hatte es den Bauherren angetan. Sie erkannten das Potenzial des Wohnhauses, das wie viele aus dieser Bauzeit bei der Besichtigung solide gebaut erschien. Die Größe der Räume war gut auf die heutigen Anforderungen einer Familie adaptierbar. Der geplante Umbau sollte den Charakter des Gebäudes erhalten und dennoch ein modernes Erscheinungsbild erzeugen. Während der Bauarbeiten stellte sich allerdings heraus, dass die Bausubstanz sehr marode war. Die über 100 Jahre waren nicht spurlos an dem Gebäude vorüber gegangen. Daher musste dieses entkernt und Tragelemente wie Kellerwände, Innenwände und Innendecken ersetzt werden. Erst dann war die Grundlage geschaffen, um die Doppelhaushälfte sowohl technisch als auch energetisch auf den neuesten Stand zu bringen.
Im Zuge der Überprüfung der Grundrisssituation wurde schnell klar, dass der Wohnraum im Erdgeschoss an Größe und Großzügigkeit gewinnen muss. Durch das Öffnen aller Räume schufen Mattes // Eppmann Architekten eine großzügige Wohnebene. Schlichte weiße Kuben als Einbaumöbel zonieren die unterschiedlichen Wohnbereiche. Unterhalb des neuen Balkons erhielt die Küche einen kleinen Wintergarten mit einem „Schaufenster“ ins heimische Grün. Ein eingebauter Kamin trennt die Bereiche Wohnen, Lesen und Musizieren voneinander. Alle Oberflächen in den Innenräumen wurden weiß gestrichen bzw. lackiert, um eine größtmögliche neutrale Homogenität und Ablesbarkeit zwischen Bestand und Einbau, zwischen Alt und Neu zu erreichen. Die Schränke lassen sich grifflos öffnen, was die gewünschte Schlichtheit unterstreicht. Selbst der Dunstabzug in der Küche kann verborgen werden. Im Eingangsbereich integrieren sich Schuhschränke und Garderobenmöbel unsichtbar als Ausfachungen des Fachwerks. An vielen Stellen ist es gelungen, versteckten Stauraum zu schaffen.
In einem schönen Kontrast zu den weißen Flächen stehen die aufgearbeiteten Holzböden und die Bestandstreppe in ihrer warmen Ausstrahlung. Stimmig ergänzt werden sie durch historische Möbel und Bilder aus dem Familienbesitz. Viele bemerkenswerte Details aus dem Bestand wurden belassen und aufgewertet. So vermitteln sie die Persönlichkeit der Bewohner:innen und im Falle des in die Fachwerkwände integrierten Möbels im Eingangsbereich den nötigen Stauraum. In den Obergeschossen befinden sich die Schlafräume der sechsköpfigen Familie. Das dortige Raumprogramm wird durch drei Bäder und einen multifunktional nutzbaren Dachboden ergänzt.
Fotos:
Victor S. Brigola
www.victorbrigola.com
m//e Architekten GmbH
(Erschienen in CUBE Stuttgart 02|24)