GEBAUTE IDENTITÄT
Das Kulturzentrum einer Mediaagentur in Derendorf setzt auf nachhaltige Symbiose von Alt und Neu
Die inhabergeführte Mediaagentur Crossmedia hat nicht nur kürzlich ihren Namen geändert, sondern auch ihren Standort gewechselt: Seit Februar diesen Jahres firmiert das Unternehmen unter Unbound Media und hat im Düsseldorfer Norden in der Hugo-Viehoff-Straße sein neues Hauptquartier bezogen. „Hugo“ heißt die markante, komplett sanierte Bestandsimmobilie Baujahr 1909, die im Zuge der Baumaßnahmen um mehrere Neubauten erweitert wurde. Sanierung und Erweiterung sind dabei zu einem Stück gebauter Unternehmensphilosophie geworden, bringt das Gebäude doch alte Grundlagen und neue Elemente zusammen, um auf kreative Weise zukunftsfähige Strukturen entstehen zu lassen. Konzipiert und ausgeführt wurde das Projekt, das 2.556 m² Büroflächen für 160 Mitarbeiter:innen bietet, über sechs Jahre durch das Bochumer Büro Beilmann Architekten. Die Gestaltung der vielfältig und flexibel ausgerichteten New-Work-Bereiche lag in den Händen von DSK Innenarchitektur aus Düsseldorf.
Der viergeschossige Jahrhundertbau mit der markanten Turmecke wurde 1909 nach Entwürfen der Düsseldorfer Architekten Richard Krekel und Heinrich Storck als Fabrikationsstandort realisiert. Durch Luftangriffe im zweiten Weltkrieg stark getroffen, wurde die Bausubstanz in der Nachkriegszeit vielfach verändert. Lange diente das Gebäude dabei als Montagehalle, bevor es zuletzt als Obdachlosenunterkunft genutzt wurde. Ziel der Baumaßnahmen war es, den ursprünglichen Werkstatt-Charakter des Bestands wiederherzustellen. Durch die Freilegung der Backsteinfassade ist es gelungen, dem Bau wieder seinen früheren, robusten Industrial Look zu verleihen. Da die vorhandenen Decken den statischen Anforderungen nicht mehr genügten, wurden auf allen vier Etagen neue Betondecken eingezogen, die zudem roh und unverkleidet blieben, auch um möglichst hohe Räume mit einer Deckenhöhe von 4,5 Metern zu erhalten. Um die verschiedenen historischen Schichten des Gebäudes offen zu zeigen, sind die Räume im oberen Drittel unverputzt. Passend dazu wurden antike Holzdielen verlegt, die ressourcenschonend aus recyceltem Holz von alten Bauernhäusern stammen. Alle in der Nachkriegszeit verkleinerten Fensteröffnungen wurden wieder auf ihre ursprüngliche Größe zurückgebaut oder darüber hinaus erweitert: Die neu aufgesetzten, volltransparenten Dachgauben oder das sechs Meter breite Panoramafenster im ersten Obergeschoss lassen so viel Tageslicht auf die vier Etagen – energetisch optimiert durch neu eingesetzte Aluminiumrahmenfenster.
Mit seinem Dreiklang aus Eisspeicherheizung und Geothermie für Heizung und Kühlung sowie Photovoltaik für die interne Stromerzeugung benötigt das Gebäude – inklusive aller neuen Gebäudeteile – nur ein Drittel der vorher erforderlichen Energie. Während der Grundriss des Bestandsgebäudes weitgehend erhalten blieb, konnten um den zentralen, begrünten Innenhof herum zwei weitere Werkstattgebäude und ein transparenter Verbindungsriegel angegliedert werden. Um eine perfekte Arbeitsumgebung mit hoher Identifikation zu bieten, wurden alle Räume, Zonen und Flächen komplett neu definiert: Auf jeder Etage sind die Open Space Areas, in denen es vorrangig flexible Arbeitsoptionen gibt, ganz unterschiedlich gestaltet. Neben „Werkstätten“ und „Workshop Areas“ – so heißen die hiesigen Konferenzräume – gibt es mehrere multifunktionale Rückzugs- und Digital-Meeting-Räume sowie verschiedene Lounge-Ecken, die sich über das gesamte Gebäudeensemble verteilen. Dazu kommt das eigentliche Herzstück der Agentur auf der ersten Etage des Bestandsbaus: Ein großzügig angelegtes Esszimmer mit Bar und Küche lädt hier die Belegschaft wie auch Gäste zum gemeinschaftlichen Meet & Eat ein – mit einem beeindruckenden Panoramaausblick in den Innenhof.
www.dsk-innenarchitektur.de
www.beilmannarchitekten.de
www.unbound-media.de
Fotos:
Jan Ladwig
www.janlawig.com
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|25)