Farbklänge für die Kunst
In einer Kunstsammlervilla treten die Räume mit den Werken in einen Dialog
Gemeinhin glaubt man, die Kunst bräuchte nichts so sehr wie die weiße Wand. Dass Kunstsammlungen aber durchaus ihre Wirkung entfalten, mitunter sogar verstärken können, wenn sie in farbig gestalteten Räumen präsentiert werden, zeigt ein Projekt von Julia Hausmann, Inhaberin des Kölner Büros Farbarchitektur. Für ein Kunstsammlerpaar, das seine erworbenen Bilder, Skulpturen und Installationen in einer eleganten Altbauvilla in Köln präsentiert, entwickelte sie eine Farbraumkomposition, die Ruhe in die Räume trägt und fließende Übergänge schafft.
Am Anfang stand dabei die genaue Analyse der Kubatur und der Lichtverhältnisse der Räume sowie ihrer Anforderungen, die aufgrund der Nutzung gestellt waren. Vor allem die natürliche Eleganz der Räume sprach dafür, nur eine erstklassige Materialqualität zu verwenden. Das Budget erlaubte für alle repräsentativen Räume hochwertige Manufakturfarben aus der Schweiz von kt.color, die aufgrund ihrer natürlichen Pigmente eine außergewöhnliche Tiefe besitzen und nur von besonders zertifizierten Malern verarbeitet werden dürfen. In den Privaträumen wurden die Schweizer Farben durch die Töne der deutschen Manufaktur Anna von Mangoldt ergänzt. Je nach Nutzung wurden die Oberflächen strapazierfähiger oder auch diffusionsoffener ausgeführt. Jeder der 14 gestalteten Räume besitzt seinen eigenen Farbklang, wobei einzelne Farbnuancen auch mitunter über mehrere Räume fortgeführt werden, sodass sich ein farbliches Raumkontinuum ergibt. Alle Decken und Stuckleisten wurden in einem hochwertigen Weißton aus Naturweißpigmenten gestrichen, was die Reflektion und Tiefenwirkung der umlaufenden Wandfarbenflächen zusätzlich verstärkt. Der Essbereich wurde dabei in einem hellen Grün gestaltet, das mit dem Parkett harmoniert und den Ausblick in den Garten rahmt. Das sanfte Rosarot des Wohnzimmers bildet einen auch bei Kunstlicht strahlenden Kontrast zum dunklen Mobiliar. Während der Treppenraum mit einem hellen Grauton einen perfekten Grund für die hängenden Bildwerke schafft, bildet der kleine „Blaue Salon“ im Obergeschoss eine Bühne für besonders farbiges Mobiliar aus. Kontrastierend und verbindend zugleich wirken die unterschiedlichen Blautöne von Schlaf- und Fitnesszimmer: Ein entspannend-warmer Umbraton steht neben einem dynamisierenden Türkiston, der aus einer großformatigen Fotografie übernommen wurde, die ebenfalls im Fitnessraum hängt. So ist ein nuancenreiches Gesamtkunstwerk aus Kunst und Farbräumen entstanden – die Auftraggeberin nannte es sogar „ein neues Leben in Farbe“.
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|20)