Metamorphosen eines Baudenkmals

Die Villa Heike in Alt-Hohenschönhausen erlebt eine Wiedergeburt

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Dieses Anwesen ist geschichtlich hoch belastet: Die Villa Heike war ursprünglich Geschäftssitz der Maschinenfabrik Richard Heike. In jüngerer Vergangenheit befand sich hier in Alt-Hohenschönhausen das berüchtigte Geheimarchiv der Stasi für NS-Akten. Mit allen zusätzlichen Zwischenstationen lässt sich das Gebäude durchaus als Zeuge deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts betrachten. Das als Einzeldenkmal eingetragene Bauwerk wurde 1910 im Stil eines Art Deco-/Jugendstil-/Historismus-Mixes als früher Stahlbetonskelettbau nach Entwürfen des Architekten R. Lotts erbaut. Die Villa war ein multifunktionaler Bautypus, der ursprünglich Büros, die Fabrikantenwohnung und eine Ausstellungshalle für die Fleischbearbeitungsmaschinen, die in Heikes Fabrik gefertigt wurden, beherbergte. Das Gebäude überstand zwar den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet, wurde aber nach Kriegsende von den Russen konfisziert, zum Quartier des Russischen Geheimdienstes umfunktioniert und im Souterrain wurden sogar Gefängniszellen und Verhörräume eingebaut. Erst in den 1960er-Jahren richtete die Staatssicherheit hier und in den angrenzenden Fabrikhallen, die heute nicht mehr vorhanden sind, ihr Geheim­archiv ein, dessen Funktion bis zum Mauerfall erhalten blieb.

Auf Initiative des Berliner Architekten Christof Schubert wurde das Gebäude in den letzten Jahren denkmalgerecht saniert und in der diesjährigen Architekturausstellung der Berliner Architektenkammer „da!“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Als Bauherr fungierte eine gewerbliche Baugruppe bestehend aus fünf Parteien. Die gesamte Sanierungs- und Umbauplanung stammt von Christof Schubert und er übernahm auch die Bauleitung während der Bauzeit von 2017 bis 2019. Diese Aufgabe war ein ziemlicher Kraftakt, denn die Bausubstanz war nach 20-jährigem Leerstand völlig marode und die Villa akut vom Verfall bedroht.

Das Engagement des Architekten ist besonders erwähnenswert: Er entwarf ein Nutzungskonzept und begab sich mittels einer Kleinanzeige auf die Suche nach Investoren zur Finanzierung des Projektes. Es habe keine drei Monate gedauert, erzählt Christof Schubert, bis er fünf Bauherren beieinander hatte, die sich gemeinsam mit ihm auf dieses Abenteuer einließen, mit dem Ziel, das Gebäude später selbst zu nutzen. Bei der Sanierung hatte die Erhaltung des bauzeitlichen Originalzustandes oberste Priorität. Bis der Urzustand einigermaßen erkennbar war, bedurfte es zunächst der Beseitigung von Sperrholzverschalungen, Lackschichten, Tapeten und PVC-Belägen. Zum Vorschein kamen erhaltene Kastenfenster, (die aufgearbeitet werden mussten), Originaltüren, Terrazzoböden, Steinputzoberflächen und Stuckdecken. Allerdings waren im Vestibül und im Hochparterre sowie im Souterrain zu DDR-Zeiten starke bauliche Veränderungen vorgenommen worden, um das Gebäude baulich zum Geheimarchiv umzurüsten. Hier war ein aufwendiger Rückbau erforderlich. Ziel der Planung von Christof Schubert war es, die Villa einer Nutzung zuzuführen, die keine Umbauten im Innern erforderlich machte, wie es beispielsweise für Wohnnutzung der Fall gewesen wäre. Sein Sanierungskonzept sah ganz bewusst vor, auch geschichtliche Spuren wie Abnutzungen und Schäden sichtbar zu lassen, um die Geschichte des Hauses nicht zu verhüllen. Besonders im Hochparterre und im Vestibül war die Wiederherstellung des Raumzusammenhangs und der Oberflächen notwendig.

Circa 3 Millionen Euro flossen in die Sanierung und den Rückbau, bis das Baudenkmal in seiner heutigen Funktion als Atelierhaus den Gewerbetreibenden zur Verfügung gestellt werden konnte.

www.christofschubert.de

Fotos:

Enric Duch
www.enricduch.com

(Erschienen in CUBE Berlin 02|20)

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