Duett aus Glas und Beton
Ein ungewöhnliches Haus am Elsensee
Etwa 50 km östlich von Berlin liegt der Elsensee. Hier gab es es bisher nur Wochenend- und Ferienhäuser. Durch eine kürzlich erfolgte Satzungsänderung können nun auch Häuser für dauerhaftes Wohnen gebaut werden. Am Nordufer entstand auf einer lang gestreckten, 1.600 m² großen Parzelle ein Einfamilienhaus aus Ortbeton samt Nebengebäude. Das Grundstück liegt am Nordrand des Sees, sodass das unweit vom Wasser entfernte Gebäude Südsonne hat.
Die Bauherrschaft hatte das Haus „Saarow Strand“ des Berliner Architekturbüros Augustin und Frank/Winkler am Scharmützelsee gesehen und wandte sich explizit an dieses Büro, um einen ähnlich außergewöhnlichen Entwurf zu erlangen. Das Ergebnis zeigt, dass die richtige Wahl getroffen wurde: Es entstand ein quadratisches doppelgeschossiges Einfamilienhaus mit Nebengebäude als Garage samt Gästewohnung. Quadratisch ist vielleicht keine ganz zutreffende Beschreibung: Das Haus ist zwar viereckig, aber es hat statt Ecken Rundungen.
Durch ein rundum verglastes Erdgeschoss mit Schiebetürelementen ist diese Wohnebene vollkommen transparent und der See ist von überall aus zu sehen. Das Gebäude ist nicht unterkellert und rundum von einer Terrasse umgeben, sodass der Eindruck entsteht, es stünde auf einem Tablett und könnte jederzeit weggetragen werden. Das Obergeschoss hat einen leichten Überstand und wirkt so, als stünde es auf einem gläsernen Sockel. Hier können durch drehbare Wandelemente und Schiebetüren unterschiedliche Räume geschaffen werden. An der Innenwand entlang kann man rund um das gesamte Obergeschoss gehen.
Die Statik erfolgt über den innenliegenden Treppenhauskern und durch dünne Stahlprofile an den Ecken. Für solche und ähnlich diffizile, statische Aufgaben arbeiteten die Architekten eng mit Fachplanern zusammen. Die Decke über dem Erdgeschoss bildet mit dem zylinderförmigen Kern die Basis, über die sich die Außenwand des Obergeschosses stülpt. Der Kern des Hauses übernimmt die Aussteifung. Zur Vermeidung einer konstruktiven Wärmebrücke wird die Decke durch eine gedämmte Fuge von den tragenden Außenwänden getrennt.
Es entsprach ebenfalls dem Wunsch der Bauherren, ein Betonhaus zu bauen, und so wurde das Haus am Elsensee aus Ortbeton erstellt mit Sichtbetonwänden innen und außen. Alle Innenwände und Decken sind als „nackte“ Betonwände belassen. Im Erdgeschoss gibt es einen Estrichboden, im Obergeschoss einen Boden aus Holz. Das Dach ist quasi ein „Deckel“ – ein Flachdach aus wasserundurchlässigem Beton, das mit einer zusätzlichen Abdichtung aus Flüssigfolie doppelt gegen Feuchtigkeit geschützt ist und konstruktiv in den Außenrandring eingehängt wurde. Geheizt wird mit einer Gasbrennwerttherme.
Wohnfläche: 180 m² + 26 m²
Grundstücksgröße: 1.600 m²
Bauzeit: 2016–2018
Bauweise: Stahlbetonkonstruktion
Energiekonzept: Gasbrennwerttherme
Fotos:
Simon Menges
www.simonmenges.com
(Erschienen in CUBE Berlin 04|21)