Ein Haus aus „Holzbeton“
Ungewöhnlicher Neubau vereint ein effizientes Wohnkonzept mit hoher Alltagstauglichkeit
„Holzbeton“ – dieses Kunstwort kreierte der Architekt für die Bennenung seines Neubauprojekts, bei dem die Materialien Holz und Beton die Hauptrolle spielen. Die Bauherrin mit kleiner Familie hatte das Architekturbüro Schildhammer aus Passau per „Wunschzettel“ beauftragt: Familiär, wertig und geräumig – aber nicht zu groß sollte das neue Zuhause werden. Außerdem: hell, warm und behaglich, mit wirklich offenen Räumen. Gewünscht war Sichtbeton. „Ich mag ihn nun mal“, bemerkt der Hausherr entschuldigend. Keine leichte Aufgabe! Das Resultat kann sich nicht nur sehen lassen, sondern es begeistert sowohl die stolzen Hausbesitzer als auch den Architekten selbst. Das Obergeschoss, leicht auskragend, scheint über dem massiv wirkenden Erdgeschoss zu schweben. Auch das Grundstück in Hanglage mit der Größe von nur 620 m2 war eine Herausforderung. Für den eingefügten Neubau blieb nur eine Breite von 7,6 Metern. Die Lösungen, die für die diffizilen Bedürfnisse der Auftraggeber gefunden wurden, sind Betonwände im Erdgeschoss mit einer Sichtbetonoberfläche in den Wohnräumen. Die Außenwände im Obergeschoss sind aus Massivholz mit Außendämmung und mit einem Braunton verputzt. Die Sichtbetonwände im Wohnbereich harmonieren hervorragend mit dem braunen Mobiliar. Alle sonstigen Wand- Deckenoberflächen des Hauses wurden mit dem Farbton „Ästhetisches Betongrau Nr. 4“ gestrichen. Die Garage vor dem Haus liegt nach Südwesten. Das Garagendach als Terrasse und somit als Erweiterung der Wohnfläche zu nutzen, lag daher nahe. Für den Garten war statt eines Pools eine gestaltete Grünfläche mit Apfelbaum gewünscht. Es lässt sich denken, dass dieser Punkt des „Anforderungskatalogs“ den Architekten eher aufatmen ließ. Hoch zu loben ist die Wahl von Massivholzelementen aus heimischen Wäldern für die Außenwände und das Dach. Das Erdgeschoss erhielt eine zusätzliche Holzverschalung aus dunkel geölten Eschenleisten, die die bodentiefen Fensterflächen mit einem noblem Rahmen einfassen. Eine Wärmepumpe und eine von außen nicht einsehbare Photovoltaikanlage sowie eine extensive Dachbegrünung, als wirtschaftlichste Art der Kühlung im Sommer, bilden das Energiekonzept des Hauses. Wunschliste abgearbeitet. Das Haus ist insgesamt ungewöhnlich und sehr gelungen: ein Wohnhaus mit effizientem Wohnkonzept, umweltschonender Energieversorgung und hoher Alltagstauglichkeit – und sogar die Baukosten blieben im Rahmen.
Fotos:
Manuel Kreuzer
www.manuelkreuzer.de
(Erschienen in CUBE München 04|24)