Potenzial erkannt
Wie aus einer 149 m² großen Restfläche neuer Wohnraum werden kann
Mitten im dicht besiedelten Eimsbüttel liegt dieses neue Stadthaus. Es steht auf einem nur 149 m² großen Grundstück an der Tegetthoffstraße. Solche „Restflächen“ oder Baulücken finden sich in vielen Hamburger Wohnvierteln, da nicht überall nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges neben oder zwischen den stehengebliebenen fünf- bis sechsgeschossigen Gründerzeitbauten neu gebaut wurde. Vielfach entstanden auch nur provisorische, eingeschossige Gebäude, die dann zum Dauerzustand wurden. So war es auch hier: Wo vorher nur eine eingeschossige Bebauung Platz hatte, wurde jetzt ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen errichtet. Realisiert hat diese erfolgreiche Baulückenschließung das Büro BCT Architekt – und das nicht zum ersten Mal. Das Büro befasst sich intensiv mit Baulücken, hat entsprechende Grundstücke katalogisiert und Bauvorhaben umgesetzt. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag im Rahmen des Leitbildes innerstädtischer Verdichtung und zur besseren Nutzung von Flächen. Durch den geschickten Umgang mit dem 149 m² kleinen Grundstück konnten 402 m² Wohnraum geschaffen werden.
Das sechsgeschossige Gebäude mit fünf Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss greift Gestaltungselemente des Bestandes auf und vermittelt dadurch im städtebaulich heterogenen Umfeld. Dabei bildet der Baukörper einen eigenständigen und prägnanten Abschluss der Straßenflucht aus. Unterstrichen wird dies durch die seitliche Fassade des Neubaus ohne Öffnungen, was dem Haus einen monolithischen Charakter verleiht. Hauptaugenmerk entlang der Straße sind die markanten Balkone, die aus einem L-förmigen Betonteil mit Glasbrüstung bestehen. Der helle Klinker der Fassade und die anthrazitfarbenen Rahmen der Fenster- und Türöffnungen harmonisieren mit der reduzierten Formensprache des Gebäudes.
In den Regelgeschossen verfügen alle Wohnungen über zwei großzügige Balkone sowohl zur Straße als auch zum Hof hin. Durch große, bodentiefe Fensteröffnungen wird der dazwischen liegende Wohn- und Essbereich mit offener Küche zum lichtdurchfluteten Mittelpunkt für die Bewohner, innen und außen verschmelzen zu einem Ganzen. Darüber hinaus hat jede Wohnung zwei weitere Räume und ein großzügig geschnittenes Badezimmer. Der Erdgeschosswohnung ist eine geräumige Gartenterrasse zugeordnet, das Staffelgeschoss nutzt eine umlaufende Dachterrasse, die über eine Faltglaswand betreten werden kann und einen Weitblick über die Stadt bietet. Über die Balkone an der Hoffassade haben die Bewohner Zugang zu einer Wendeltreppe, die nicht nur als zweiter Rettungsweg dient, sondern von ihnen auch als Verbindung zwischen den Wohnungen genutzt werden kann.
(Erschienen in CUBE Hamburg 03|19)