Architektur als Vermittlerin
Ein neues Zuhause bettet sich in die Topografie ein und definiert den Ort neu
Ein Haus, das die Landschaft versteht. Unter diesem Leitmotiv schufen Althaus Architekten ein Einfamilienhaus, das Reduktion, Klarheit und ökologische Verantwortung vereint. Das Gebäude steht am Rande eines 2.400 m² großen Hanggrundstücks – ein Ort, an dem Licht, Topografie und Aussicht ein charakteristisches Spannungsfeld bilden.
Die Bauherren hatten sich ein modernes, maßgeschneidertes neues Zuhause gewünscht, reduziert auf das Wesentliche, mit klarer Formensprache und effizienter Nutzung. Die Räume sollten großzügig, jedoch angemessen wirken; auf wenige Materialien, zwischen prägnanter Optik bzw. Haptik und Zurückhaltung setzen und der ökologische Fußabdruck so gering wie möglich sein. Von Beginn an war der Gedanke an einen Holzbau Bestandteil des Konzepts – sowohl aus ökologischer Überzeugung als auch aus praktischen Vorteilen wie beispielsweise Vorfertigung, kurzer Bauzeit und nachhaltiger Konstruktion. Der Entwurf reagiert intelligent auf die Topografie des Grundstücks und nutzt die natürliche Hangneigung, um das Haus unaufdringlich in die Landschaft einzufügen. Lediglich ein minimaler Erdaushub war nötig, um das Gebäude den Höhenverhältnissen des Hanges folgend einzubetten. Eine massive Geländestützwand definiert die neue Topologie und dient als Basis für den darüber aufgesetzten Holzbau. Innen wie außen bleibt ihre Materialität gleich, wodurch eine kraftvolle Verbindung von Landschaft und Architektur entsteht.
Der Eingangsbereich liegt geschützt unter dem auskragenden Obergeschoss, das zugleich Carport und Überdachung bildet. So gelingt den Architekten eine einladende Geste, die sowohl Funktionalität als auch Form vereint, denn der Zugang führt Ankommende trocken ins Haus. Innen zieht sich eine Stützwand als raumbildendes Rückgrat durch das Erdgeschoss. Sie verankert das Haus im Hang und macht die konstruktive Logik sichtbar. Der zentrale Flur öffnet sich zu den Kinderzimmern, die von hier aus Ausblick und Tageslicht genießen. Der Treppenraum dagegen bleibt bewusst introvertiert: Er rahmt den Blick nach außen und schafft einen Moment der Ruhe zwischen den Ebenen. Im Obergeschoss entfaltet sich das Wohnen als lichtdurchflutete Sequenz: durchgesteckte Räume, Blickachsen zu beiden Seiten, stets im Dialog mit der Umgebung. Die klare Kubatur ermöglicht zwei sehr unterschiedliche Perspektiven: nach Norden in die Weite des Tals, nach Süden ins Licht und den Innenhof. Am Esstisch beispielsweise fällt der Blick auf die Stadt, im Wohnzimmer öffnet sich ein Sitzfenster zur Wiese – zwei Atmosphären, ein Raumgefühl.
Das Materialkonzept setzt auf ausbalancierte Kontraste: Neutralität versus prägnante Haptik bzw. Neutralität versus Wärme. Kleine Gesten erzählen von der Individualität der Bewohner:innen, so etwa die Leuchten der Großmutter oder eine Wand im Esszimmer, die Familienfotos mehrerer Generationen trägt. Technisch ist das Haus konsequent: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, eine großflächige PV-Anlage und ein intelligentes Steuerungssystem bilden ein abgestimmtes Energiesystem mit minimalem Verbrauch. Der Holzbau mit Holzfaserdämmung sorgt für eine hervorragende Energiebilanz und einen geringen ökologischen Impact: Effizienzklasse A+.
Fotos:
Christopher Althaus
(Erschienen in CUBE Frankfurt 04|25)
