Ambiente für digitale Kreationen
1970er-Jahre Hochhausetage im neuen grafischen 2020-Berlin-Look
Der Bürokomplex aus den 1970er-Jahren befindet sich unweit der Potsdamer Straße, die Ende des 19. Jahrhunderts als Straße der Kultur, Kunst und Unterhaltung galt und mit einer Vielzahl von bedeutenden Gesellschaften und Verlagen, die hier ansässig waren, aufwartete. Sie hat allerdings in der jüngeren Vergangenheit auch einige trostlose Jahre erleben müssen. Heute hat sich dieser Teil der Straße wieder zu einem Viertel mit angesagten Läden, Restaurants, hippen Bars und Galerien entwickelt. Neue Wohnkomplexe und die Aufwertung von Bestandsgebäuden unweit des neu angelegten Gleisdreieckparks und des Potsdamer Platzes bilden inzwischen einen attraktiven Standort auch für aufstrebende Startups. Der Gebäudekomplex in der Lützowstraße wurde ursprünglich als Buchhandelszentrum gebaut und hat bis zum heutigen Tag zahlreiche Nutzungen und Umbauten durchlaufen. Er besteht aus einem siebengeschossigen straßenseitigen Teil und einem hofseitigen zwölfgeschossigen Hochhaus mit spektakulärem Rundumblick auf die gesamte Stadt. Ein internes Parkhaus vervollständigt das Gebäudeensemble. Der neue Eigentümer Ardian entwickelte zusammen mit dem Büro WAF Architekten aus Berlin ein neues Konzept, wobei bestehende Mieterstrukturen integriert wurden. Fassaden, Eingänge und öffentliche Bereiche wurden neu gestaltet, frei werdende Büroflächen konnten dem Zeitgeist entsprechend sowohl in der Struktur als auch in Bezug auf die Materialien umgestaltet werden.
Auch für das Team RCKT, das sich mit der kreativen Umsetzung von Digitalprojekten beschäftigt, wurde eine Etage umgebaut und für den nötigen Umbau des gesamten Geschosses mit seinen knapp 1.000 m² zum Großraumbüro mit zusätzlichen Bedarfsräumlichkeiten wurde ebenfalls WAF Architekten gewonnen. In erster Linie ging es hierbei darum, die Betonung des Charakters der bauzeitlichen Sichtbetonarchitektur herauszuarbeiten und in einen minimalistischen, lässigen „Berlin-Style-2020“ umzusetzen. Dem Charakter des jungen Unternehmens entsprechend, konnte eine Architektursprache mit hohem grafischen Charakter und zum Teil unkonventionellen Materialien realisiert werden. Signifikant ist der Fußboden, der in der Hälfte der Fläche als Bestandsestrich von Schichten von Kleber und Spachtelmasse befreit, geschliffen und mit einer transparenten Versiegelung versehen wurde. Filzdeckensegel verbessern die Akustik und erhalten den Blick auf die freigelegten Sichtbetondecken. Filigrane Glastrennwände schaffen Rückzugsorte mit einer durchgängigen Transparenz und ermöglichen eine natürliche Belichtung auch der innenliegenden Bereiche. Die Möblierung unterstützt das durchgehende Farbkonzept in Schwarz-Weiß, das sich in der Farbgebung der Küchen, WC-Bereiche und Haustechnikelemente konsequent ausdrückt.
www.waf-architekten.de
www.ardian.com
(Erschienen in CUBE Berlin 04|20)