Einst feudal – heute urban
Wohnungsumbau – gelungener Brückenschlag zwischen Denkmal und Moderne
Es gibt sie noch – wenn auch selten: großherrschaftliche Altbauwohnungen, deren Größe Staunen weckt und fast schon einschüchtert. In einem neubarocken Juwel in zentraler Lage in München, erbaut circa 1896–99 von Hans Weber, sind solche Traumwohnungen noch zu finden. Der Münchner Architekt Christian Sandweger wurde mit seinem Büro arcs von den Bauherren beauftragt, eine dieser Wohnungen zu sanieren, und dabei die werthaltigen alten Böden, Fenster und Türen zu erhalten – was oft leider keine Selbstverständlichkeit ist. Auch sollte der Grundriss an heutige Bedürfnisse angepasst werden. Selbstverständlich geworden sind Anforderungen an Barrierefreiheit und Energieeffizienz und auch die Nachhaltigkeit verwendeter Materialien. In diesem Fall musste Letzteres weniger streng gewichtet werden: Die alten Türen und Fenster sowie die Parkettböden haben die Zeit überwiegend gut überstanden und sind qualitativ sogar hochwertiger als heutige Produkte.
Die 250 m² große Wohnung mit 3,15 Meter hohen Räumen mit Stuckdecken sollte zunächst lediglich denkmalgerecht renoviert und einige Einbauten entfernt werden. Doch je intensiver sich die Bauherren mit der Wohnung befassten, desto präziser konnten sie ihre Wünsche formulieren und desto umfangreicher wurde die Bauaufgabe. Zunächst wurde der Raumbedarf und die Funktionszuweisung der einzelnen Räume neu definiert. Nach dem Umbau und dem teilweisen Rückbau in den Rohbauzustand präsentiert sich die Wohnung nun mit sechs Räumen, einer Küche, zwei Bädern und einem extra WC. Das Innenraumkonzept umfasst einen großzügigen Wohnbereich mit neuem Kamin, ein Esszimmer, die Küche, ein Arbeitszimmer mit Bibliothek, ein Gästezimmer, das Schlafzimmer und einen Hauswirtschaftsraum. Maßgefertigte Einbaumöbel optimieren die Nutzbarkeit einzelner Räume. Der L-förmige Grundriss ermöglicht die Trennung von Wohnräumen und dem intimeren Schlafzimmer mit zugehörigem, dunkelgrün gekacheltem Masterbad, das vollkommen neu hinzugefügt wurde. Wie bereits erwähnt, wurden historische Elemente wie Fenster, Türen, Wände, Stuckdecken und das originale mehrfarbige Parkett aus Eiche, Buche und Ahorn im Wohnzimmer sorgfältig aufgearbeitet. Böden, deren Zustand eine Renovierung nicht mehr zuließ, wurden durch ein neues Eichenparkett ersetzt. Zusätzlich tragen handgefertigte spanische Leuchten, ausgewählte Kunstwerke und persönliche Erinnerungsstücke zu einer individuellen Note bei. Die vollständige Modernisierung der Elektroinstallation ermöglicht eine zeitgemäße Ausstattung, einschließlich der Schaffung spezifischer Beleuchtungsszenarien und spezieller Akzentbeleuchtung. Geheizt wird komfortabel per Fußbodenheizung, ergänzt durch einzelne Heizkörper. Besondere Erwähnung verdient auch das auflockernde Farbkonzept, das erfrischend wirkt und Leben in diese einzigartige Wohnung bringt.
Fotos:
Antje Hanebeck
www.antjehanebeck.de
(Erschienen in CUBE München 04|25)

