Schnell & verbindend
Eine Kita aus Holz bietet gleichermaßen Offenheit und Geborgenheit
Inmitten eines neuen Wohngebiets von Hochheim am Main entstand mit der Kindertagesstätte „Storchennest“ ein Ort, der Natur, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit miteinander verbindet. Der zweigeschossige Neubau von mz³ architekten ingenieure bietet sechs Gruppen Platz – vier im Erdgeschoss, zwei für die Krippenkinder im Obergeschoss – und setzt ein Zeichen für zeitgemäßes Bauen mit Holz.
Bereits der städtebauliche Ansatz spiegelt das Bemühen um Maßstäblichkeit und Einbindung wider: Trotz seiner beachtlichen Länge fügt sich der Baukörper durch klar gegliederte Fassadenabschnitte und farblich differenzierte Holzverschalungen harmonisch in die kleinteilige Umgebung ein. Er öffnet sich mit großen Fensterflächen zu den angrenzenden Feldern hin, was den Kindern sowohl direkten Bezug zur Natur als auch licht- und landschaftsbezogenen Rhythmus im Alltag ermöglicht. Da der Bebauungsplan nur ein Vollgeschoss zuließ, entwickelten die Architekten eine kluge Lösung: Über dem Erdgeschoss entstand eine großzügige Dachterrasse, die den Krippengruppen als geschütztes Außengelände dient. So wurde aus der baurechtlichen Vorgabe sogar ein architektonischer Mehrwert: eine zusätzliche Spielfläche, die Ausblicke in die Landschaft freigibt und den Außenraum auf zwei Ebenen erweitert. Im Innenraum setzen sich die Prinzipien des Holzbaus fort: Sichtbare Holzwände, Akustikdecken und Linoleumböden aus nachwachsenden Rohstoffen schaffen eine warme, sinnlich erfahrbare Atmosphäre. Im Erdgeschoss liegen die gemeinschaftlich genutzten Bereiche: Mensa mit Frischküche und ein flexibel teilbarer Mehrzweckraum, der sich zu Veranstaltungen oder Bewegungsspielen öffnen lässt. Die Verwaltungsräume sind im Obergeschoss untergebracht.
Die Holzrahmenbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad ermöglichte eine kurze Bauzeit und reduzierte Lärm sowie Emissionen im Wohngebiet. Auch im Hinblick auf Energieeffizienz ist die Kita beispielhaft. Das Gebäude wurde als KfW-40+-Haus mit Nachhaltigkeitszertifikat realisiert, nutzt Geothermie und Photovoltaik und reduziert durch eine hochgedämmte Gebäudehülle den Energieverbrauch. Dass die Stadt Hochheim aufgrund des Zeitdrucks zunächst einen modularen Stahlcontainerbau favorisierte, verdeutlicht den Wandel im Planungsprozess: Die Architekten überzeugten mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Schnelligkeit, Nachhaltigkeit und architektonische Qualität vereint. Aus der anfänglichen Pragmatik wuchs so ein Gebäude, das funktional durchdacht ist und zugleich eine Atmosphäre der Wärme und Zugehörigkeit schafft.
Fotos:
Lennart Wiedemuth
www.lennartwiedemuth.com
(Erschienen in CUBE Frankfurt 04|25)
