Von Raum zu Raum
Originelle Planung, große Wirkung: Ein Bauernhaus wird zum Wohnhaus
Traditionelle Bauweise trifft auf zeitgenössisches Wohnen – diesen Grundgedanken verfolgte das Wiener Architekturbüro cp architektur bei seinem Auftrag, ein bestehendes kleines Bauernhaus im nahen Burgenland in ein komfortables Wohnhaus umzuwandeln und mit einer großzügigen Scheune zu erweitern.
Wie in burgenländischen Straßendörfern üblich, erstreckt sich das lange schmale Haus von der Hauptstraße weg längs bis zum hinteren Ende des Grundstücks und wird dort von einer Scheune abgeschlossen. „Aufgrund des langen Grundrisses wird das Wohnhaus Raum für Raum erschlossen“, erklären die Architekten. Der Wohn- und Essbereich wurde in den zurückliegenden Hausteil verlegt und nimmt so zwischen Scheune und Terrasse das Zentrum des sommerlichen Familienlebens ein. Auf dem Weg dorthin schreitet man treppauf und treppab durch die Räume im Erdgeschoss. Die verschiedenen Niveaus der Geschossdecken erinnern noch an frühere Zeiten, in denen unterschiedlich hohe Kellerräume erforderlich waren. Selbst der einstige Weinkeller wurde von der Küche aus mittels einer horizontalen flächenbündigen Türe im Boden in die Raumstruktur eingebunden. Das einzige vertikale Element in der horizontal ausgerichteten Baustruktur ist der Kamin in der ehemaligen Rauchkuchl. Die Architekten haben diesen Bereich für eine Wendeltreppe erweitert, die den Dachstuhl in Teilbereichen als zweite Ebene mit Schlafzimmern und Bädern erschließt. Bewusst offen gelassen wurde der Dachstuhl über der Küche und dem Wohnzimmer. Neben der Großzügigkeit ermöglicht der offene Raum eine Belüftung über das Dach und vermeidet so eine Überhitzung an besonders heißen Tagen. Bei der Innenraumgestaltung lautete das Motto: „Die Vergangenheit bewahren.“ Wo möglich wurden alte Materialien erhalten, beispielsweise die Tramdecke in der ehemaligen Küche, dem heutigen Gästezimmer. Auch die vorhandenen Dachträger im Luftraum der Küche und des Wohnzimmers wurden in die moderne Gestaltung integriert. Um den Kontrast zwischen Alt und Neu möglichst harmonisch und diskret zu halten, wurden die neuen Elemente wie Fenster, Türen, Bodenbeläge und Möbel einheitlich in Eichenholz gehalten.
In behutsamer Umbau- und Ausführungsweise, in der das Bauernhaus zum Wohnhaus verändert wurde, haben die Architekten auch der Scheune neues Leben eingehaucht. Auf den ersten Blick wirkt die traditionelle Scheune mit ihren sägerauen Lärchenbrettern wie seit je her. Erst auf den zweiten Blick fällt dem Betrachter eine auskragende Box ins Auge, die über die gesamte Front geöffnet werden kann. Die große Wirkung zeigt sich dann im Inneren, das heute als Gästeraum und als Freizeitbereich mit einem innenliegenden Pool genutzt wird. Bis auf die Steinmauern und den alten Dachstuhl wurde der Baukörper komplett entkernt. Um den Kontrast zwischen Alt und Neu zu betonen, wurde dem alten Gebälk des Dachstuhls ein moderner, minimalistischer Holzquader gegenübergestellt, der von außen mit anthrazitfarbenen Dreischichtplatten in Lärche verkleidet und innen mit Kistensperrholz ausgebaut wurde.
Ein ganz besonderer Effekt lässt sich am besten vom Swimmingpool selbst erleben: Unregelmäßig verteilte kleine Glasdachziegel wurden in den vorhandenen Dachstuhl integriert und lassen so punktuell tagsüber das Sonnenlicht durch, am Abend reflektiert das Licht von der Wasserfläche und führt zu interessanten Lichtspielen und faszinierenden Lichteffekten.
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