Freie Sicht für alle
Eine steile Hanglage gibt die Struktur von Haus und Gartengestaltung vor
Hanggrundstücke sind ebenso gefürchtet wie begehrt. Gefürchtet, weil das Gelände weit größere Herausforderungen an die Bauweise stellt als ein ebener Bauplatz. Begehrt sind Hanglagen hingegen, weil sie auf natürliche Weise einen freieren Blick ermöglichen. Das Gelände gezähmt und die Aussicht gleich für zwei Häuser optimiert hat das Architekturbüro Josep bei einem Einfamilienhaus, das auf einem rund 3.200 m2 großen Steilhang entstand. Eine Hangneigung von rund zwanzig Prozent und die Tatsache, dass am oberen Ende des Grundstücks ein weiteres Haus zeitgleich geplant und errichtet wurde – hier hat die Schwester des Bauherrn gebaut – beeinflussten die Bauweise ebenso wie die Gestaltung.
Durch eine Terrassierung des Geländes konnte die steile Hanglage aufgebrochen werden. Das Erdgeschoss des 167 m2 großen Hauses schiebt sich in den Hang und hält damit, wie auch durch die Stahlbetonbauweise, die nach Süden verglasten Wohnräume auch an heißen Tagen kühl. Und selbst bei vollständig geschlossener Verschattung fällt durch die großen Ost- und Westfenster noch genügend Tageslicht in den offenen Koch-, Ess- und Wohnbereich. Wesentlich geschlossener zeigt sich das Obergeschoss, in dem die Schlafräume und das Bad liegen. Es wurde in Holzbauweise errichtet. „Wir haben alles in 3-D vorgeplant. Eine Holzbaufirma hat das Obergeschoss vorgefertigt, die Teile per Kran an Ort und Stelle gehoben und dort aufgebaut“, erläutert Architekt Sebastian Haumer. Wie eine Kiste liegt der Holzleichtbau auf dem Erdgeschoss, ummantelt von Lärchenholzlatten. Diese laufen über das Badezimmerfenster, umfassen teilweise den drei Meter auskragenden Balkon vor dem Elternschlafzimmer und laufen weiter über den anschließenden Luftraum. Damit entstehen an der Westseite gleich mehrere geschützte Freiräume: Der einer Loggia gleichende Balkon überdacht die Terrasse im Erdgeschoss.
Der Eingang liegt an der Nordseite des Hauses. Er führt auf eine Splitlevelebene, von der aus Erd- und Obergeschoss erschlossen werden. Nur die Eingangstür unterbricht die ansonsten geschlossene Nordfassade. Hier zeigt sich einmal mehr, dass auch an die Nachbarbebauung gedacht wurde. Zusätzlich zur ruhigen Ansicht der Nordseite fällt der Blick von oben auf die grüne Fläche des bepflanzten Flachdachs, das so wie eine weitere Stufe der Terrassierung wirkt. Diese erweist sich auch für das Haus als äußerst vorteilhaft. Denn so konnte der Naturpool, der über einen Gewebefilter ohne dauerhaften Wasseranschluss funktioniert, einfach eine Stufe tiefer angelegt werden. So bleibt er beim Blick aus dem Erdgeschoss verborgen. Ohnehin wird der Bewuchs des Gartens mit der Zeit die Narben überdecken, die durch die Baustelle entstanden waren und die Natur noch näher ans Haus heranrücken.
www.josep.at
Fotos:
Sebastian Haumer
(Erschienen in CUBE Wien 02|23)
Architektur:
Josep
www.josep.at
Bauunternehmen:
Gruber
www.gruberbaut.at
Zimmerei:
Holzbau Franz Kreiseder
www.kreiseder.co.at
Elektro:
Jäger & Kronsteiner
www.jaekro.at
Fenster und Türen:
Josko
www.josko.com