Ein Loft wie im Film

Schon mal gesehen? Das Gefühl stellt sich bei diesem Loft wohl bei allen Fans der „Vorstadtweiber“ ein. Nicht zufällig, denn tatsächlich spielen hier einige Szenen der Kultserie des österreichischen Fernsehens. Das Loft gibt es also nicht nur in der virtuellen, sondern auch in der realen Welt. Als Drehort eignet es sich ebenso wie als Veranstaltungsraum und bleibt doch in erster Linie städtisch geprägter Wohnraum. Tatsächlich war es einst eine Kunsttischlerei, die hier ihren Betrieb hatte und Möbel mit Holzfurnieren veredelte. Bei der Umnutzung in Wohnraum hat das Architekturbüro Megatabs die Qualität des Raumes erhalten und durch wenige, gezielte Einbauten sowie ausgewählte Möbelstücke unterstrichen.

Weiß gestrichene Pfeiler tragen die hohe Decke und machen die Größe des Raums erlebbar. Viel Tageslicht strömt durch die Stahlrahmenfenster, die zu beiden Längsseiten des Raumes die Außenwände bilden. Einheitlich zieht sich tabakgeräuchertes Eichenparkett über den Boden, was das Gefühl eines einzigen großen Raumes unterstreicht und eine wohltuend weiche Haptik in das schwarz-weiß dominierte Loft bringt. Wände gibt es hier nicht. Selbst die Trennung der Schlafräume und Bäder erfolgt lediglich durch Raumtrennelemente, die sich an die Stahlrahmenfenster anlehnen und den Industriecharme des Ambientes betonen. Bei Bedarf bieten weiße Vorhänge zusätzlichen Sichtschutz.

Eine augenfällige Ausnahme des Farbkonzepts bilden die privaten Rückzugsräume, die gesammelt an einem Ende des Lofts liegen. Hier kommt mit einem intensiven Türkis ein eleganter Farbtupfer hinzu. Die glasierten Fliesen im Bad erzeugen geradezu einen Glanzpunkt. Der wird hier wie anderswo auch durch die gekonnt gesetzte Beleuchtung hervorgerufen. Eine bewusste Inszenierung von Räumen wird nicht nur in Film und Fernsehen stark über das Licht gesteuert. Gerade auch bei der Präsentation von Kunst spielt dies eine gewichtige Rolle.

Und auf diesen Aspekt legte das Besitzerpaar, passionierte Kunstsammler, ein besonderes Augenmerk. Die von New Yorker Lofts inspirierte Gestaltung sollte möglichst viel Platz für die Präsentation von Bildern und Objekten ermöglichen. Dem trägt auch die Möblierung Rechnung. Möbelblöcke in schwarzem Marmor und Beton nehmen sich trotz ihrer Masse dezent zurück. Wenige, dafür ausgewählte Möbel – selbst schon Sammlerstücke, wie die Sofalandschaft der Schweizer Manufaktur De Sede – unterstreichen den urbanen Charakter des Lofts. Dabei spielt nicht der reine Designgedanke hinein, es ist vielmehr der Gedanke an Nachhaltigkeit. Die manifestiert sich durch langlebige Materialien, die in Würde altern dürfen und Beständigkeit in der Wechselhaftigkeit der Zeit symbolisieren.

www.megatabs.com

Fotos:

Jenni Koller
www.jennikoller.com

(Erschienen in CUBE Wien 02|21)