Kamine als Bestandteil der Architektur
Flammenspiele mit Multifunktionalität
Gibt es den einen, neuen Kaminentwurf für die kommende Saison? Die Erkenntnis gleich vorweg – es gibt keine Überraschungen. Öfen und Kamine werden nicht neu erfunden, aber das Spektrum ihrer Funktionalität und formalen Freiräume ist um ein Vielfaches gewachsen.
Ob Kamin, Pellet,- Kachel- oder Gasofen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Für Ersteren muss jedenfalls zum Holzhacken keiner mehr vor die Tür und für die wahren Hedonisten ist es auch eine Tatsache, dass eine Befeuerung mit Scheitholz ein besonders natürliches Flammenbild ergibt, mal abgesehen vom Duft brennenden Holzes und knisternden Geräuschen.
Heute können Kaminöfen mehr als nur Feuer machen. Langanhaltende Wärmespeicherung, auch nach Erlöschen der Flamme, steht im Fokus der jüngsten Modelle. Um diese zu erreichen, braucht es vor allem eines: Masse. Beispielsweise über eine schlanke und hohe Form des Ofens, die genug Platz für zusätzliche Speichermasse oberhalb des Brennraumes bietet. Das kann einen Wärmespeicherzeitraum von bis zu zehn Stunden ermöglichen. Soll nicht nur der Aufstellraum erwärmt, sondern die gesamte Gebäudeheizung unterstützt werden, benötigt man einen wasserführenden Kaminofen. Einige Hersteller bieten gleich Komplettpakete an, die den Ofen mit einer Solarthermie-Anlage kombinieren.
Laut dem Bauherrn-Schutzbund kann aktuell Solarthermie in den Wintermonaten im Schnitt nur etwa zehn Prozent der benötigten Energie zur Warmwasseraufbereitung eines Hauses erzeugen, im Sommer hingegen bis zu 90 Prozent. Ein Kaminofen, der überwiegend in der kalten Jahreszeit genutzt wird, schließt die Versorgungslücke, die die thermische Solaranlage im Winter offen lässt.
Ein weiterer Aspekt, dem sich die Hersteller angenommen haben, ist der Sauerstoffverbrauch in den Räumen. Die meisten kennen das Gefühl der schnellen Ermüdung, während im Raum ein Holzscheit nach dem anderen verbrennt. Das liegt sicher nicht nur am starren Blick in das Feuer, sondern vor allem daran, dass die älteren Modelle regelrechte Sauerstoffkiller waren. Die Oyster Technik wirkt hier entgegen, ist vollkommen dicht und kann daher in sehr gut gedämmten Häusern eingesetzt werden. Durch diese Technologie holt sich der Kaminofen die komplette Verbrennungsluft von außen und der Sauerstoff im Raum bleibt unangetastet.
Wer Wert auf einfaches Handling legt, wird eher von einem Kamin mit Gas oder Bioethanol überzeugt sein. Mit ihm lässt sich ein Feuer mit nur einem Knopfdruck entfachen oder per Zeitschaltuhr einstellen. Außerdem sind diese Brennstoffe besonders sauber, da bei der Verbrennung weder Feinstaub noch Ruß frei gesetzt wird.
Eine Alternative zum Kamin oder Kachelofen sind Pelletöfen. Als sogenannte Primäröfen ersetzen sie die Zentralheizung. Bei einem Verbrauch unter 10.000 Kilowattstunden kann diese Heizmethode den kompletten Wärmebedarf decken. Die Modelle lassen sich im Gegensatz zu den Scheitholz-Varianten etwas einfacher und sogar auch von unterwegs über ein Smartphone bedienen.
Formal gehen die Trends zu Sachlichkeit und klaren Linien. Zu beobachten unter anderem bei den Kachelöfen, deren Nachfrage nach großformatigen Kacheln im modernen Stil steigt. Die Bemaßung erreicht 40 bis über 90 Zentimeter. Sie unterstützen ein puristisches, auf Architektur ausgerichtetes Ambiente. Zudem orientieren sich die Ofenbauer häufig an Möbel- und Wohntrends.
Aktuell sind schlanke und hohe Öfen weit verbreitet, gefolgt von Varianten, die sich durch ihre quadratische oder rechteckige Gestaltung nahezu gleichförmig in das Mobiliar integrieren lassen. Die Entwicklung von Einbau,- kreisrunden und freihängenden Kaminen setzt sich seit einigen Jahren weiter fort. Hinzu kommen ausgefallene skulpturale Formen. Außer Schwarz, Anthrazit und Beigetöne bringt sich Kupfer wieder vermehrt in Szene. In der Oberflächengestaltung erwarten die Unternehmen wenig Bewegung im Markt. Fast alles ist formal machbar und kann sich unauffällig oder eben als Eyecatcher problemlos in die individuelle Einrichtung jedes Bewohners einfügen – ein Kaminabzug ist nun kein notwendiges Beiwerk mehr.