Rückzugsort mit Ausblick
Ein modernes Wohnhaus präsentiert sich selbstbewusst im ungewohnten Terrain
Wem Baden-Baden vertraut ist, der gerät beim Gedanken an die Lichtentaler Allee, die sich über rund zwei Kilometer an der Oos erstreckt, ins Schwärmen. Dieser einmalige Landschaftsraum aus dem 17. Jahrhundert führt an vielen über die Stadt hinaus bekannten Bauten, unter anderem am Stadttheater, an der Kunsthalle, am Frieder Burda Museum sowie am Brenners Park-Hotel vorbei. Daneben fügen sich traumhafte Villengrundstücke ein, die mit reizvollen Gärten direkt an die Oos grenzen. Diese bevorzugte Lage bildete den Ausgangspunkt für das Büro Baurmann Dürr Architekten, die für die Planung und Ausführung eines Neubaus für eine Familie beauftragt wurden.
Nach Abbruch eines älteren Wohnhauses, das direkt an die Straße grenzte, erlaubten es die städtebaulichen Rahmenbedingungen, den Neubau von der Straße abzurücken. Diese Chance nutzten die Architekten und schufen ein Ensemble aus Innenhof, Wohnhaus und Garagenbaukörper, das in sich stimmig ist. Zur Straße hin schließt das Grundstück mit einer Sichtbetonwand ab, die vor den Einblicken der Nachbarn schützen soll. Der klare, weiße Kubus offenbart sich zum öffentlichen Raum hauptsächlich geschlossen. Schmale, horizontale und vertikale Fensterbänder lassen erahnen, dass sich das eigentliche Wohnen und Leben zum Garten orientiert. Auf dieser Seite des Hauses dominieren großzügige Verglasungen, durch die der Blick bis zur Oos schweifen kann.
Der Grundriss des Wohnhauses ist klar und verständlich. Der Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss ist das Highlight im Haus und der Lebens- und Wohnmittelpunkt. Teilweise über zwei Geschosse öffnet sich der Raum und lässt spannende, diagonale Sichtbeziehungen zu. Raumhohe, über Eck verglaste Fensterelemente verbinden den Wohnraum ebenerdig mit der Terrasse. In den oberen Geschossen befinden sich die privaten Räume der Eltern und Kinder, denen ein Balkon beziehungsweise eine Dachterrasse vorgeschaltet sind. Durch diese Einschnitte und Rücksprünge bilden sich zusätzlich private Raumsituationen als Abschirmung der Nachbarschaft.
Was die Farbauswahl betrifft, so war die Vorstellung, einen Kontrast zur Landschaft zu erzeugen. So haben sich die Architekten entschieden, das strahlende Weiß der Fassade auch ins Innere zu übertragen. Mit der Begründung: „Weiß erschien uns die einzig mögliche Reaktion auf den überwältigend grünen Landschaftsraum, der sich hinter dem Haus öffnet.“ Auf der einen Seite der strahlende, fast schwerelose Charakter des Wohnhauses mit seiner skulpturalen Wirkung, auf der anderen Seite eine Landschaft im Stil englischer Parkanlagen – die Fusion ist geglückt.
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