Holzgewand mit Falteffekt
Ungewöhnliches Wohnhaus auf schmalem Grundstück
Die Szenerie: ein ländliches Wohnquartier, umschlossen von einer ringförmigen Straße; als Abschluss der Bebauung ein schmales, giebelständiges und mit Holz überzogenes Wohnhaus. Von hier oben schweift der Blick in die Ferne, streift die Hügel des Neckartales durch das nach Südwesten weit über Eck geöffnete Panoramafenster. Umlaufender, brettgeschalter Sichtbeton rahmt das Landschaftsbild – er geht nahtlos in die Terrassenbasis und die Treppenstufen zum Garten über. Dieser Rahmen setzt sich nicht nur markant von der dunklen, grau-braunen Holzverschalung ab, sondern fungiert auch als feststehender Sonnenschutz und beherbergt die Markisen.
Lediglich 6 m ist das dreigeschossige Wohnhaus in Hanglage breit. Hinter der Hülle mit horizontaler Lärchenholzverschalung verbergen sich Einbauten wie Dachrinnen und Regenrohre. Die auf Gehrung geschnittenen und vorvergrauten Hölzer überziehen fließend sowohl die Fassade als auch das Dach mit seinem außermittig verlaufenden Giebel – eine interessante Verfremdung des traditionellen Satteldaches. Unterstützt wird das geradlinige und homogene Erscheinungsbild der Gebäudehülle durch die bündig in der Fassade sitzenden Fenster.
Wo sich das ungewöhnliche Wohnhaus nach Südwesten der Sonne und dem Weitblick öffnet, verschließt es sich nach Norden zur Straße hin. Als optische Spange für das vorgelagerte Atelier, die Garage und den geschützten Gartenhof dient eine an die Fassade anknüpfende und bündig an die brettstrukturierte Sichtbetonattika gefügte Lärchenholzverkleidung. Auch die Ostfassade gibt sich eher bedeckt zum Nachbargebäude hin und öffnet sich mit nur wenigen Fenstern, die sich hinter gelochten Teilflächen erahnen lassen.
Ebenfalls nach Osten ausgerichtet sind die passgenau in die Dachfläche eingesetzten Solar-Hybridkollektoren. Sie kombinieren Photovoltaik und Solarthermie für die Heizung und Warmwasserversorgung in einem System. Während die Photovoltaik die Lichtenergie der Sonne mittels Solarzellen in elektrische Energie umwandelt, wird bei der Solarthermie die Sonnenenergie zu thermischer Energie transformiert. Die Technikzentrale ist, neben einem Gartenzimmer und einem Lagerraum, im Hanggeschoss untergebracht. Unterstützt wird die Technik durch die hoch gedämmte Holzfassade mit einer Innendämmung aus Glasschaum sowie dreifach-verglasten Fenstern. So erreicht das Gebäude mit einem Jahresprimärenergiebedarf von 60,1 kWh/m²a den Energieeffizienz-Standard KfW 70. Dies entspricht 70 % eines vergleichbaren Neubaus, der nach Energieeinsparverordnung (kurz: EnEV) erstellt wird.
Als prägendes Motiv nimmt auch das Gebäudeinnere die horizontale Holzschaloptik auf. Sie überzieht nicht nur die Sichtbetonwände, auch die Böden mit den farblich abgestimmten Landhausdielen aus pigmentierter Eiche erinnern an das Bild der Fassade. Ohne den Gesamtraum in seiner Optik zu unterbrechen, trennt ein ortbetonierter Raumwinkel den Wohnbereich vom Zugang und der Küche in dem als offener Raum konzipierten Erdgeschoss. Quer zur Längsausrichtung des Hauses gesetzt, inszeniert eine Rohstahltreppe den Aufgang zum Obergeschoss mit einem kleinen, offenen Galeriebereich, den Schlafräumen und dem Bad. Ein glattgeschalter Sichtbetonkubus – frei im Raum platziert – dient als Raumtrenner und Kleiderablage. Wenn die Sonne durch die gelochten, flächenbündig gesetzten Faltschiebeläden ins Rauminnere dringt, entstehen interessante Lichtreflektionen, die irgendwie orientalisch anmuten. Schiebt und faltet man die Holzläden über die an der Ecke eingelassene Loggia zur Seite, eröffnet sich einem wieder der Blick in die Weite des Neckartales.
www.msm-schneck.de
Architekten:
msm Architekten Innen Architekten
www.msm-schneck.de
Küche:
Schreinerei Dochtermann
www.schreinerei-dochtermann.de
Zimmerarbeiten und Fassade:
Steimer Holzbau
www.steimerholzbau.de
Betonarbeiten:
Bauunternehmung Karl Fingerle
www.karl-fingerle.de
Heizung:
Ruoff Energietechnik
www.ruoff-solar.de
Sanitär:
Karl Scharpf
www.karl-scharpf.de
Schlosser:
Kränzler Metallbau
www.kraenzler-metallbau.de
Fenster:
Glashaus Rehm
www.glashaus-rehm.de
Fotos:
Roman Hermann + Bernhard Klug